„Hauptamt entlastet Ehrenamt!“ – Kickoff-Meeting „Dienstleistungszentrum Feuerwehr und Katastrophenschutz“

„Hauptamt entlastet Ehrenamt“ – „Gemeinsam statt einsam“

Viertel nach fünf in der Frühe an einem sommerlichen Morgen. Im Mehrfamilienhaus neben dem Feuerwehrgerätehaus machen sich die ersten Berufstätigen ausgeschlafen auf den Weg zu ihrer Arbeitsstelle. Im Gerätehaus selbst brennt seit dem späten Vorabend Licht. Ein Dachstuhlbrand in der Nachbargemeinde hatte nach dem Alarm um 22:56 Uhr alle Kräfte gefordert, mehrere Trupps unter schwerem Atemschutz haben die Flammen im Innen- und Außenangriff mit einer Materialschlacht unter Kontrolle bringen können. Ein Großteil der Einsatzkräfte ist bereits seit zwei Stunden wieder zu Hause und gönnt sich vor dem anstrengenden Arbeitstag noch eine Mütze Schlaf. Nach einer solchen Nacht können die Wenigsten zu Hause bleiben, denn im Job verdienen die freiwillig tätigen Einsatzkräfte ihr Geld.

In der Atemschutzwerkstatt im Gerätehaus brummt unterdessen der Atemluftkompressor auf Hochtouren und befüllt ohrenbetäubend die „leer gelutschten“ Atemluftflaschen mit frischer Atemluft. Im Edelstahlwaschbecken „baden“ die verrußten und vollgeschwitzten Atemschutzmasken in einer Desinfektionslösung und warten darauf, nach einer Runde im Trockenschrank auf den Gummikopf des Prüfgerätes gespannt und für den nächsten Einsatz geprüft zu werden. Die ehrenamtlichen Atemschutzgerätewarte testen derweil die eingesetzten Pressluftatmer (PA) auf volle Funktionsfähigkeit. Vorher wurde in Handarbeit der Dreck aus der Bebänderung der PA gewaschen.

Nebenan in der Gerätewerkstatt flickt der Gerätewart einen Schlauch. Glasscherben eines eingeschlagenen Fensters haben das Gewebe beschädigt und eine Leckage verursacht. Auf einem fahrbaren Schlitten steht die defekte Tragkraftspritze, die beim Einsatz einen Schaden erlitt. Die Reparatur wird sicherlich eine längere Zeit in Anspruch nehmen.

Um halb neun am Morgen verlassen die Gerätewarte nach getaner Arbeit das Gerätehaus, die Geräte sind wieder einsatzbereit, die Ehrenamtler ausgepowert und müde. Eine Dusche und ein Kaffee müssen für den Start in den Arbeitstag reichen. Von der Verantwortung, die auf den Gerätewarten lastet, möchte ich hier gar nicht sprechen.

Solche, bislang realistische Szenarien gehören spätestens ab März 2019 der Vergangenheit an. Auf dem Gelände der ehemaligen Weinkellerei in der Rüdesheimer Nahestraße errichtet die Verbandsgemeinde Rüdesheim seit dem Spatenstich am 7. Februar 2018 eine Feuerwehrtechnische Zentrale mit Werkstätten für die Wartung von Atemschutzgeräten, Schläuchen und Funk- und Kommunikationsgeräten. Eine Kleiderkammer und Waschmaschinen für die Reinigung kontaminierter Einsatzkleidungen vervollständigen die Ausstattung.

Unter dem Motto „Hauptamt entlastet Ehrenamt“ warben Bürgermeister Markus Lüttger und die Wehrleitung um Christian Vollmer vehement bei den umliegenden Kommunen für die interkommunale Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Gerätewartung in der FTZ. Die Feuerwehr der Verbandsgemeinde Stromberg war von Anfang an vom professionellen Konzept der Nachbar-VG überzeugt und steigt im neuen Jahr in die gemeinsame Gerätewartung ein. Zudem wird der Katastrophenschutz des Landkreises Bad Kreuznach die vom Kreis errichteten sechs Fahrzeughallen beziehen und nutzen. So werden sinnvoll Synergien genutzt.

Aus der „FTZ“ wird das „DLZ“

Zum „Kickoff-Meeting“ anlässlich des in Kürze beginnenden Starts der FTZ konnte Wehrleiter Christian Vollmer am vergangenen Montag im Sitzungssaal der Verbandsgemeindewerke in Rüdesheim daher nicht nur seine beiden Stellvertreter Rouven Ginz und Jörn Trautmann sowie die Wehrführer und Gerätewarte seiner VG-Wehren begrüßen, sondern er freute sich besonders über die Teilnahme von Strombergs VG-Wehrleiter Bernhard Schön und seinem Stellvertreter Gregor Mehlig sowie der Führungskräfte und Gerätewarte aus der Nachbarverbandsgemeinde.

Wobei der Begriff „FTZ“ für Feuerwehrtechnische Zentrale mittlerweile überholt scheint. Denn auf Vorschlag der drei hauptamtlichen Gerätewarte Hans-Martin Grünewald, Thomas Thilmann und Patrick Volk wird die FTZ künftig den Namen „DIENSTLEISTUNGSZENTRUM FEUERWEHR UND KATASTROPHENSCHUTZ“ (DLZ) tragen – ein Name, der die künftige hauptamtliche Feuerwehrarbeit ungleich treffender beschreibt.

Nach der Begrüßung zur Kickoff-Veranstaltung durch Wehrleiter Vollmer stellte der künftige Teamleiter Hans-Martin Grünewald die verschiedenen Aufgabenbereiche des DLZ vor, darunter zum Beispiel die Bereiche „Atemschutz“, „Kleiderkammer“, „Schläuche und Armaturen“ und „Funkgeräte- und Funkmeldeempfänger“. Hans-Martin Grünewald informierte die Teilnehmer der Kickoff-Veranstaltung auch über die geplanten Arbeitsabläufe und Öffnungszeiten. Mit der Aufnahme des Dienstbetriebs des DLZ werden die ehrenamtlich tätigen Kräfte spürbar entlastet werden – denn diese können sich nun vermehrt auf die Ausbildung konzentrieren.

Natürlich benötigt ein solches Mammutprojekt auch eine gewisse Einarbeitungszeit und nicht alles wird direkt ab Beginn reibungslos ablaufen. Die beiden Wehrleiter Christian Vollmer und Bernhard Schön warben daher bei ihren Führungskräften dafür, den hauptamtlichen Gerätewarten die nötige Zeit zu geben, bis die Abläufe einwandfrei funktionieren.

Eine Präsentation der aktuell fertiggestellten Räumlichkeiten rundete die gelungene Auftaktveranstaltung ab.

Text: Rouven Ginz, stellvertretender Wehrleiter Feuerwehr VG Rüdesheim

Bilder: Feuerwehr VG Rüdesheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit