Die Verbandsgemeinde Rüdesheim führt für ihre Atemschutzgeräteträger zum zweiten Mal eine Heißbrandausbildung durch
Ein ganzes Wochenende lang nutzen die Atemschutzgeräteträger (AGT) der Feuerwehren der VG Rüdesheim die Möglichkeit, sich in der Heißbrandausbildungsanlage der Firma FEUERCON auf Einsätze im Innenangriff bei Gebäudebränden vorzubereiten. Zum zweiten Mal nach 2017 hatte das Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Erkrath auf dem Gelände am Waldböckelheimer Sportplatz ihre mobile Realbrandübungsanlage aufgebaut. Die feststoffbefeuerte Anlage, die aus zwei 40 Fuß-Containern besteht, simuliert auf 60 Quadratmetern Übungsfläche mit verschiedenen Brandstellen die Merkmale einer typischen Wohnung mit Flur, Wohnzimmer und Küche.
Brände in Gebäuden halten für die Einsatzkräfte eine Menge Gefahren bereit und bedeuten für die Frauen und Männer der Feuerwehr großen Stress: hochgiftiger, heißer Brandrauch, der einem ohne Atemschutzgerät innerhalb weniger Sekunden die Luft zum Atmen raubt und die Sicht auf ein Minimum, ja sogar bis zur völligen Nullsicht reduziert. Dazu kommen unbekannte Räumlichkeiten, in denen sich die Aktiven Meter für Meter auf Knien vorkämpfen und die Wohnung nach Vermissten absuchen müssen. Und natürlich der extreme Zeitdruck.
Die angehenden AGT lernen in der Feuerwehrkreisausbildung die Handhabung mit den Atemschutzgeräten kennen. Regelmäßige Ausbildungseinheiten in der eigenen Einheit festigen diese Kenntnisse und Fähigkeiten. Eine realistische Ausbildung mit „richtigem“ Feuer wird aber nur sehr selten durchgeführt. Auch wenn das Jahr 2018 in der VG Rüdesheim von mehr als einem Dutzend Gebäudebränden geprägt war, gehen die Einsatzzahlen bei schweren Bränden in Gebäuden seit Einführung der Rauchmelderpflicht glücklicherweise stetig zurück, da Brände früher entdeckt und so meist bereits in der Entstehungsphase gelöscht werden können. Für die Feuerwehren bedeutet das allgemein natürlich auch weniger große Brände. Und weniger Brände bedeuten zwangsläufig auch weniger Einsatzerfahrung.
Für Jörn Trautmann, stellvertretender Wehrleiter und Organisator der Heißbrandausbildung ist es deshalb klar, dass die Atemschutzgeräteträger das notwendige Handwerkszeug an die Hand bekommen müssen, um im Innenangriff bei Gebäudebränden richtig zu handeln. Das ist lebenswichtig, zum einem für die zu rettenden Personen, aber auch für die Trupps selbst. Daher hatte sich die VG Rüdesheim entschieden, den AGT auch in diesem Jahr eine Heißbrandausbildung anzubieten, die sie auf die Einsätze unter realen Bedingungen vorbereiten soll.
Insgesamt 80 AGT durchliefen die Realbrandübungsanlage und konnten wertvolle Erfahrungen sammeln. So gehörten neben dem Durchlaufen der Übungsanlage auch Erläuterung der Brandverläufe vom Entstehungsbrand über den Flash-Over bis zum Phänomen der Rauchgasdurchzündung ebenso zu den Schulungsinhalten wie die Unterschiede zwischen Flash-Over und Rauchgasdurchzündung. Rauchschichten richtig zu deuten und eine drohende Durchzündung zu erkennen, der Gefahr mit verschiedenen Möglichkeiten entgegenzuwirken sowie die Vorgehensweise nach einer erfolgten Durchzündung vervollständigten das Ausbildungsangebot. Wichtige Erkenntnisse waren auch, wie sich die AGT bei einer plötzlichen Durchzündung schützen können und dass Sie sich auf Ihre Schutzkleidung verlassen können.
Im Brandcontainer mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Einsatzszenarien unter realistischen Bedingungen im Innenangriff abarbeiten. Themenschwerpunkt war die Menschenrettung, bei der Räume strukturiert abgesucht wurden. Natürlich kam auch die Brandbekämpfung nicht zu kurz. Denn das Kennenlernen der Hitze in einem Brandraum war ebenso Ausbildungsziel wie die Umsetzung der Einsatztaktik unter realistischen Einsatzbedingungen. Fehler, die die AGT dabei machten, konnten sie so gleich erkennen, aus den Folgen ihres Handelns direkt lernen und die Taktik optimieren. Im Anschluss an jede Ausbildungseinheit gab es in einer Feedbackrunde hilfreiche Tipps und Anregungen der erfahrenen Instruktoren.
Jörn Trautmann hatte die beiden Tage strukturiert organisiert, um möglichst wenig Leerlauf zu haben. Und das klappte gut. Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren durchweg positiv. Die abgekämpften, aber zufriedenen Gesichter der Atemschutzgeräteträger bestätigten dies. Davon überzeugten sich auch Bürgermeister Markus Lüttger und sowie die Fraktionssprecher Helmut Schmidt (SPD) und Reinhard Fuchs (FWG), die vorbeischauten und sich ein Bild des Ausbildungswochenendes machten. Ein herzliches Dankeschön richtete Jörn Trautmann nicht nur an die Verbandsgemeinde Rüdesheim als Aufgabenträger für die Bereitstellung der Mittel, sondern auch an die Mitarbeiter des Dienstleistungszentrum für Feuerwehr und Katastrophenschutz in Rüdesheim und an die Feuerwehren Rüdesheim und Waldböckelheim, die bereits in der ganzen Woche für die Logistik beim Aufbau sorgten sowie an die Kameradinnen und Kameraden, die bei der abschließenden Reinigung der Räumlichkeiten unterstützten.
Text: Rouven Ginz, Pressesprecher Feuerwehr VG Rüdesheim
Bilder: Feuerwehr VG Rüdesheim