Sicherheit für bis zu 1.000 Fahrgäste: Feuerwehren aus Norheim und Rüdesheim bilden sich gemeinsam für Einsätze im Bahnbereich fort

Die Verkehrswende ist in aller Munde. Weg vom Individualverkehr, hin zum Öffentlichen Personennahverkehr. Gar nicht so einfach in einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz. Damit die Pendler doch Lust bekommen, vom Auto auf die Bahn umzusteigen, pendeln seit knapp zehn Jahren die weiß-blauen Züge des Vier-Länder-Express – landläufig als Vlexx bekannt – zwischen Frankfurt und Saarbrücken.

Wesentlicher Bestandteil der Verkehrswende: Der Alstom LINT. Die Abkürzung „LINT“ steht für „Leichter Innovativer Nahverkehrstriebwagen“. Auf der Nahestrecke befördern zwei LINT-Typen die Passagiere: LINT 54 und LINT 81. Es handelt sich dabei um Dieseltriebwagen mit handelsüblichen Lkw-Motoren namhafter deutscher Hersteller. Der Typ LINT 54 besteht aus zwei Wagenkästen mit einer Länge von 54 Metern, beim LINT 81 gibt es zusätzlich einen motorisierten Mittelwagen mit insgesamt 81 Metern Länge. Mit maximal 140 km/h eilen die Züge von Bahnhof zu Bahnhof.

Zwischen 800 und 1.000 Fahrgäste befördern die LINT 81 in jedem Zug zu den Hauptverkehrszeiten, quasi mehr Personen, als viele Gemeinden der VG Rüdesheim beheimaten. Grund genug für die Feuerwehren aus Rüdesheim und Norheim, sich auf mögliche Einsätze im Gleisbereich vorzubereiten. Das Bahnunternehmen Vlexx bietet für die Feuerwehren Seminare an, in denen es den Feuerwehren die wesentlichen Maßnahmen bei Zwischenfällen im Bahnverkehr vermittelt.

Rüdesheims Wehrführer Martin Barth konnte mit Oliver Hahn, Vlexx-Referent Aus- und Fortbildung „Triebfahrzeugführer“ und in der Freizeit freiwilliger Feuerwehrmann in Idar-Oberstein, einen Fachmann für eine zweitägige Ausbildungsveranstaltung der beiden Wehren gewinnen. Und die Ausbildung lohnte sich. So stellte Oliver Hahn im Gerätehaus Rüdesheim nicht nur das Unternehmen Vlexx und die Zugvarianten LINT 54 und 81 vor, sondern informierte die vier Dutzend Aktiven auch über die Notfallkette, die Streckenkilometrierung und die Unterschiede zwischen dem Notfallmanager der Deutschen Bahn und dem Notfalldienst der Vlexx. Das Gute daran: Beide arbeiten eng zusammen. Die Vorstellung der Einsatzmerkblätter der LINT-Züge und die Vorgaben zum Betreten des Gleisbereichs waren weitere Ausbildungsinhalte.

Eine Woche später wurde die Theorie durch eine Praxiseinheit ergänzt. Mit seinem Kollegen Alexander Werle, Leiter Triebfahrzeugführer bei Vlexx, stellte Oliver Hahn den Aktiven die für die Feuerwehr wesentlichen Bau- und Bestandteile der LINT an einem Zug im Bad Kreuznacher Bahnhof vor. Wichtig für die Feuerwehren: Wie gelangt die Feuerwehr im Notfall schnell in den Zug, wie viel Kraft – und Betriebsstoffe führen die Triebfahrzeuge mit (bis zu 2700 Liter Diesel und über 300 Liter Motoröl) und wie kann ich das bis zu 140 Tonnen schwere Schienenfahrzeug anheben, um darunter eingeklemmte Personen zu befreien. Eine mögliche Evakuierung eines Zuges mit Überwindung von Höhenunterschieden im freien Gelände wurde ebenso erörtert wie die Einbauorte der Fahrzeugbatterien.

Für den ein oder anderen Feuerwehrangehörigen ging zum Ende der Ausbildungseinheit auch ein Kindheitstraum in Erfüllung: Einmal im Führerstand des Triebfahrzeugs Platz nehmen und sich wie ein Lokführer fühlen. Sensationell!

Fazit: Eine sehr interessante und lehrreiche Ausbildungseinheit, nicht nur für die Führungskräfte. Die Wehrführer von Rüdesheim und Norheim, Martin Barth und Jens Kaffine, bedankten sich herzlich bei den beiden Ausbildern Oliver Hahn und Alexander Werle für die hervorragende Möglichkeit, sich auf Einsätze im Bahnbereich gut vorzubereiten.

Text: Rouven Ginz, FB Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Bildquelle: Rouven Ginz und Michael Petermann

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit