Rüdesheim – Es ist Mitten in der Nacht auf Karfreitag 2024, als die Feuerwehren Hargesheim-Roxheim und Rüdesheim zu einem Gasgeruch in einem Mehrfamilienhaus in Roxheim alarmiert werden. Am Einsatzort ändert sich die gemeldete Lage nach der ersten Erkundung innerhalb von wenigen Augenblicken: Auf der Gebäuderückseite platzt ein Fenster. Der bislang unbemerkte Schwelbrand, ausgelöst durch eine Brandstiftung, bekommt schlagartig Sauerstoff. Aus dem Fenster schlagen die Flammen, durch die Wohnungstür im Hausflur drückt sich der giftige Brandrauch. Als erste Maßnahmen führen die beiden Feuerwehren die Menschenrettung der Bewohner und einen gezielten Außenangriff in die Brandwohnung durch. Eine Ausbreitung auf die anderen Wohnungen können die Aktiven mit ihrem schnellen Einsatz verhindern.
Die regelmäßige Ausbildung der Feuerwehrangehörigen ist die Voraussetzung, dass Einsätze wie diese taktisch sinnvoll, zügig und zielgerichtet erfolgen können. Zum vierten Mal in diesem Jahr ermöglichte es der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Rüdesheim/Nahe den Aktiven der Stützpunktwehr im Südosten der VG Rüdesheim, sich neben der wöchentlichen Ausbildung extern fortzubilden. Auf ein Technische Hilfe-Seminar und das Herborner Feuerwehrsymposium im Juni folgte Ende August eine Fortbildung für Gruppenführer, Zugführer und Verbandsführer. Ende Oktober lud der Förderverein nun zur Truppführer-Fortbildung mit dem Themenschwerpunkt ‚Innenbrandbekämpfung‘ ein, die vom Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz e.V. (LFV) angeboten wird. Wehrführer Martin Barth freute sich, mit Referent Harald Niephaus einen Ausbilder mit großer Expertise begrüßen zu dürfen. Auch Aktive der Feuerwehren Hüffelsheim und Waldböckelheim nahmen dieses Mal an der Fortbildung teil.
Ziel dieses Seminares ist, das taktische Vorgehen bei Gebäudebränden im Innenangriff mit den Schwerpunkten Kommunikation zwischen Gruppenführer und Angriffstrupp, Lesen und Verstehen des Brandrauchs und das Absuchen von Einsatzstellen nach vermissten Personen zu lernen und zu trainieren. Wichtig ist bei Löscheinsätzen immer, sich mit der vorhandenen Technik wie Hohlstahlrohr und Überdrucklüfter bestens auszukennen und fit im Umgang mit den Geräten zu sein.
Ausbilder Harald Niephaus erläuterte die verschiedenen Phänomene des Brandrauchs und in welchen Situationen und bei welchen Temperaturen sich ein Rollover (Rauchgasdurchzündung), ein Flashover mit schlagartigem Übergang vom Entstehungsbrand zum Vollbrand oder ein Backdraft als Rauchgasexplosion entwickeln und die Einsatzkräfte diese Entwicklung erkennen können. Mit praktischen Übungen an einem Brandversuchsmodell lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass ein gezielter Außenangriff durch ein Fenster, der sogenannte Fensterimpuls, einen raschen Löscherfolg bringen kann.
Tipps zur Anwendung der Wärmebildkamera im Innenangriff gehörten ebenso zu den Lerninhalten wie die Rettung und notfallmäßige Entkleidung eines Atemschutzgeräteträgers, der bei seinem Einsatz im Innenangriff verletzt wurde.
„Das Fortbildungsseminar für Truppführer des LFV ist quasi ein „Must have“ für jeden Atemschutzgeräteträger. Es vermittelt wichtiges Wissen, das die Frauen und Männer bei ihrer Tätigkeit im Atemschutzeinsatz unbedingt benötigen. Das müssen alle gesehen haben!“, so das Resümee von Wehrführer Martin Barth zum Abschluss des lehrreichen Seminartages. Er dankte Gemeinderatsmitglied Sascha Krüger, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Mittagessen verpflegte, und dem Förderverein herzlich für die stetige Unterstützung der Rüdesheimer Feuerwehr.
Text- und Bildquelle: Rouven Ginz












