Gemeinschaftsübung in Hargesheim: Drei Feuerwehren trainieren den hoffentlich nie eintretenden Brandeinsatz an der Alfred-Delp-Schule

Der markerschütternde Alarmton aus den Druckkammerlautsprechern der Brandmeldeanlage an der Alfred-Delp-Schule (ADS) schreckt am Dienstagabend die Musikerinnen und Musiker einer Akkordeongruppe im Erdgeschoss des Altbaus der ADS in Hargesheim aus der melodischen Bedienung ihrer Handzuginstrumente. Während einige der Musizierenden sofort Diskant und Bass verstummen lassen und sich geistesgegenwärtig mit den Zeigefingern ihre Ohren zuhalten, laufen andere an die Fenster und schauen nach, ob sie irgendwo ein Feuer entdecken können. Doch die im Eingangsbereich der ADS befindlichen Männer in unverkennbarer Feuerwehreinsatzkleidung können bei den kurzzeitig beunruhigten Männern und Frauen für Entwarnung sorgen: Es handelt sich an diesem Abend glücklicherweise nur um eine Gemeinschaftsübung der Feuerwehren aus Hargesheim-Roxheim, Gutenberg und Rüdesheim.

Mehr als 1400 Schülerinnen und Schüler besuchen täglich die Kooperative Gesamtschule in Trägerschaft des Bistums Trier. Sie wurde 1972 aus einer Elterninitiative heraus gegründet. Der ursprüngliche Plan, die ADS im nördlichen Bereich der Ortsgemeinde Rüdesheim anzusiedeln, zerschlug sich durch das negative Votum des damaligen Ortsgemeinderates. Da war der Hargesheimer Gemeinderat seinerzeit weitsichtiger und stimmte der Ansiedlung der ADS auf einem mehr als 50.000 Quadratmeter großen Areal in nordöstlicher Ortslage von Hargesheim zu. Heute umfasst das Schulgelände unter anderem fünf Gebäudeteile unterschiedlicher Baujahre, die zahlreiche Unterrichtssäle, eine Aula, Lehrerzimmer und ein Schwimmbad beherbergen. Das Einzugsgebiet reicht von Bad Sobernheim bis Bingen, von Rheinböllen/Hunsrück im Norden bis Wöllstein im Süden.

Viele unserer heute aktiven Feuerwehrkameradinnen und -kameraden sowie die Mitglieder unserer Jugendfeuerwehren waren Schülerinnen und Schüler der Alfred-Delp-Schule oder sind es heute noch. Ihnen ist das weitläufige Schulgelände bestens bekannt, denn sie sind täglich vor Ort, um nicht nur für die Schule, sondern vor allem für das Leben zu lernen. Doch mit den täglich 1400 lernwilligen und wissbegierigen Heranwachsenden strömt allmorgendlich in unzähligen Schulbussen nochmal die Hälfte der Einwohner der größten Ortsgemeinde in der VG Rüdesheim in die Kirchstraße. Das bedeutet nicht nur für die Lehrerinnen und Lehrer viel Arbeit und eine große Verantwortung, sondern auch für die Verantwortlichen des vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes.

Aufgrund der Größe des Schulkomplexes existiert seit mehr als 15 Jahren für die Alfred-Delp-Schule ein Feuerwehreinsatzplan der Freiwilligen Feuerwehr der Verbandsgemeinde Rüdesheim. Hierin sind alle wesentlichen und auch notwendigen Informationen für einen erfolgreichen Einsatz für den hoffentlich nie eintretenden Ernstfall festgeschrieben. Sollte es trotzdem zu einem Brandereignis kommen, müssen unsere Feuerwehren vorbereitet sein, um unverzüglich alle Rettungs- und -löschmaßnahmen eingreifen zu können. Und sie sind es!

Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein, das gilt natürlich auch für die Aus- und Fortbildung bei den freiwilligen Feuerwehren. Nur mit regelmäßigen Übungen können sich unsere Aktiven fit halten – sei es im Bereich Atemschutz, Technische Hilfeleistung, Abwendung von Gefahrstoffen oder einfach nur die korrekte Bedienung der Funkgeräte, mit denen die lebenswichtige Kommunikation untereinander aufrechterhalten wird.

Magnus Margraf, Tobias Gmeiner und Max Hofmann von der Freiwilligen Feuerwehr Hargesheim-Roxheim haben deshalb eine Objektübung in der Alfred-Delp-Schule ausgearbeitet und hierfür die Feuerwehreinheiten aus Hargesheim-Roxheim, Gutenberg und Rüdesheim sowie die Führungsunterstützung der Verbandsgemeinde Feuerwehr am letzten Dienstagabend im Februar gewinnen können. In der Schulleitung um Gesamtschulleiter Dirk Johann und Schulhausmeister Michael Lieb, die beide das Schulgelände und die Gebäude wie ihre Westentaschen kennen, hatten die drei Feuerwehrmänner zwei große Unterstützer für die Übung.

Das Übungsszenario sah einen Brand im ersten Obergeschoss des alten Schulgebäudes vor. Da sich auch nach dem offiziellen Schulschluss am späten Nachmittag täglich doch einige Menschen im Gebäude der ADS aufhalten, war es am Übungsabend so, dass sich in einem Klassenraum ein fiktiver Brand entwickelte. Durch eine Trennwand breitete sich der Brand auf einen benachbarten Klassenraum aus. Eine starke Rauchentwicklung schnitt den betroffenen Personen schnell den Weg aus dem Gebäude ab. Die Rauchmelder in den Fluren der ADS erfassten die Gefahr und lösten Alarm aus.

Gruppenführer Martin Schneider erreichte mit dem KTLF der örtlichen Wehr als erste Führungskraft die Einsatzstelle. Seine Erkundung am Feuerwehrbedienfeld der Brandmeldeanlage und im Gebäude sowie die Mitteilungen der anwesenden Personen deuteten schnell daraufhin, dass es sich um einen bestätigten Brand handelte. Während der Erkundung der weitläufigen Einsatzstelle durch den ersten Atemschutztrupp baute die Besatzung des KTLF die Löschwasserversorgung vom Hydranten zur Löschwassereinspeisung des Gebäudes auf.

Die Komplexität des Einsatzobjektes machte die Aufteilung in mehrere Einsatzabschnitte erforderlich. Die Einheit HaRo (Hargesheim-Roxheim) führte die Menschenrettung über den Haupteingang durch und griff die Flammen über den östlichen Gebäudeflügel an. Dabei konnte sehr schnell eine betroffene Person gerettet werden. Die Kräfte aus Rüdesheim um Gruppenführer Martin Hentschel und aus Gutenberg um Wehrführer Michael Pfeiffer bezogen im Schulhof ihre Position und gingen von Westen über das Treppenhaus zur Menschenrettung und Brandbekämpfung vor. Die Einsatzleitung hatte der Zugführer des Ausrückebereichs Rüdesheim, Martin Barth, der durch die Führungsstaffel unterstützt wurde. Alle vermissten Personen konnten von den Feuerwehren gerettet werden.

Holger Schmidt, BKI-Stellvertreter des Landkreises Bad Kreuznach, Rouven Ginz und Jörn Trautmann, WL-Stellvertreter der VG Rüdesheim sowie Max Hofmann, Darius Markgraf und Magnus Markgraf (hauptberuflich bei den Feuerwehren Frankfurt am Main, Mainz und Köln aktiv) beobachteten die getroffenen Einsatzentscheidungen und -maßnahmen. Fazit: Die Übungsziele wurden durch die eingesetzten Kräfte erfolgreich umgesetzt. Notwendige Verbesserungsvorschläge der Übungsbeobachter werden in die künftigen Ausbildungen aufgenommen.

Magnus Markgraf, Max Hofmann und Tobias Gmeiner dankten der ADS um Schulleiter Dirk Johann und Hausmeister Michael Lieb für die gute Möglichkeit, im Schulgebäude zu üben. Besonders freuten sich die Drei, dass an diesem Dienstagabend mehr 70 Aktive der Feuerwehren aus Hargesheim-Roxheim, Gutenberg und Rüdesheim, der Führungsstaffel mit dem Einsatzleitwagen und der Feuerwehreinsatzzentrale Rüdesheim an der Übung teilnahmen. Denn Übung macht bekanntlich Meister und der nächste gemeinsame Einsatz folgt bestimmt. Warme leckere Fleischwurst und Erfrischungsgetränke entlohnten die Aktiven für die Strapazen der Objektübung, die für alle Beteiligten in jeder Hinsicht lehrreich war.

Text: Rouven Ginz, Wehrleiter-Stellvertreter und Pressesprecher Freiwillige Feuerwehr VG Rüdesheim Bilder: Freiwillige Feuerwehr VG Rüdesheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit