Übung: Wohnhausbrand mit Menschenrettung im Ortskern von Weinsheim beschäftigt die Feuerwehren von Weinsheim und Rüdesheim

Dienstagabend, kurz nach 19 Uhr. Die meisten Bewohner der Schulstraße in Weinsheim genießen ihren wohlverdienten Feierabend, als dichte Rauchschwaden durch die eng bebaute Straße ziehen. Ein Nachbar eilt vor seine Haustür und schaut nach, woher der Qualm kommt. Erkennen kann er nicht viel, lediglich eine Rauchentwicklung aus dem Bereich des Hauses Nummer 9. Über die 112 setzt der Anwohner umgehend einen Notruf ab.

Dieses Szenario war die Ausgangslage für eine gemeinsame Objektübung der Feuerwehren aus Weinsheim und Rüdesheim, für die Schreinermeister Mario Gettmann sein vor kurzem erworbenes Haus den Feuerwehren zur Verfügung stellte. Das Gebäude, welches in Kürze saniert werden soll, bot aufgrund seiner Lage im engen Ortskern mit Grenzbebauung zu den benachbarten Gebäuden und seiner Objektkonzeption mit gefangenen Räumen, schmalen Flur- und Treppenräumen und verwinkelten Ecken hervorragende Möglichkeiten für eine realistische Übung. Ausgearbeitet wurde die Einsatzübung vom Weinsheimer Wehrführer Florian Zimmermann und seinem Stellvertreter Frank Gettmann sowie von Gruppenführer Patric Seefeldt von der Rüdesheimer Stützpunktfeuerwehr. Die Übungsziele hatten die drei Brandmeister wie folgt definiert: Atemschutzeinsatz zur Rettung mehrerer vermisster Personen aus einem vollständig verrauchten Wohnhaus und Zusammenarbeit der Wehren, vorrangig der Atemschutztrupps untereinander.

Mit dem Alarmstichwort „Brand 1 – unklare Rauchentwicklung“ wurde die Einheit Weinsheim alarmiert und rückte mit dem TSF-W und dem MTF mit insgesamt 9 Einsatzkräften aus. An der gemeldeten Einsatzstelle stellte Gruppenführer Martin Hentschel bei seiner Erkundung fest, dass man es hier mit einem Wohnhausbrand zu tun hatte. Und die Lage war prekär verschärft, denn es befanden sich noch Personen im Gebäude, denen der Fluchtweg aus dem Haus durch dichten Brandrauch abgeschnitten war. Im ersten Stock stand ein junger Mann am Fenster und rief nach seiner Rettung. Hentschel forderte bei der FEZ Rüdesheim sofort die Erhöhung der Alarmstufe an und ließ seine Mannschaft umgehend eine Steckleiter zur Menschenrettung anleitern. Ein Trupp rüstete sich derweil mit Atemschutz aus und drang mit der Wärmebildkamera zur Personensuche und Brandbekämpfung ins Erdgeschoss vor. Über einen nahegelegenen Hydranten stellten die Aktiven die Wasserversorgung her.

Aufgrund der Brückenbaustelle über den Ellerbach war die Kreuznacher Straße durch einen Tieflader blockiert, sodass die Fahrzeuge aus Rüdesheim über Hüffelsheim anfahren mussten. Nachdem LF 16/12, TLF 24/50 und zwei MTF mit insgesamt 24 Einsatzkräften an der Übungsörtlichkeit eintrafen, wies Martin Hentschel den Gruppenführer Dirk Zimmermann vom LF 16/12 und Zugführer Rouven Ginz in die Lage und die bereits getroffenen Maßnahmen ein.

Ginz übernahm fortan die Einsatzleitung. Es galt, das Gebäude sukzessive nach den vermissten Personen abzusuchen und diese zu retten. Hierzu forderte er vom LF-Führer Rüdesheim drei weitere Trupps, ausgerüstet mit Atemschutz und Wärmebildkamera, zur Menschenrettung im Gebäude an. Gleichzeitig erhöhte er über die FEZ die Alarmstufe auf „Brand 3“, welche die fiktive Alarmierung der Feuerwehr Waldböckelheim zur Folge hatte. Zusätzlich wurden ebenfalls fiktiv die Wehren aus Mandel und Hüffelsheim mit weiteren Atemschutzgeräteträgern sowie der Energieversorger zu Einsatzstelle beordert. Vom Tanklöschfahrzeug Rüdesheim wurde eine weitere Wasserversorgung aufgebaut. Licht brachten mehrere Flutlichtstrahler in die dunkle Gasse.

Das Haus wurde vom Keller bis zum Dachgeschoss vollständig abgesucht. Um die Sicht der eingesetzten Trupps zu verbessern, wurde frühzeitig die Belüftung des Objekts vorbereitet. Nach Schaffung einer funktionierenden Abluftöffnung konnte der Überdrucklüfter den Rauch aus dem Gebäude blasen.

Nach etwa 40 Minuten waren alle vermissten Personen, die von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr Rüdesheim-Weinsheim und durch Dummys gemimt wurden, aus dem Gebäude gerettet. In der Nachbesprechung wurden die getroffenen Maßnahmen gemeinsam erörtert und Anregungen für eine verbesserte Vorgehensweise bei künftigen Lagen gegeben. Die gesetzten Übungsziele sahen die Übungsbeobachter als vollständig erfüllt an. Wehrführer Florian Zimmermann bedankte sich bei Mario Gettmann für die zur Verfügungstellung des Übungsobjektes, wodurch eine realitätsnahe Ausbildungseinheit durchgeführt werden konnte.

Text: Rouven Ginz, stellvertretender Wehrleiter

Bilder: Feuerwehr Rüdesheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit