268 Einsätze leisteten die Wehren der VG Rüdesheim im Jahr 2018. Von der brennenden Mülltonne über die in Vollbrand stehende Küche bis hin zum massiv eingeklemmten Lkw-Fahrer war das komplette Portfolio an feuerwehrtechnischem Fachwissen gefragt, um die oft schwierigen Einsätze abzuarbeiten. Stete Aus- und Fortbildung sorgen dafür, dass die Wehren wissen, was zu tun ist, wenn es gilt. Und das weiß auch der Nachwuchs, der für den Fortbestand der Wehren immens wichtig ist. Dass die Nachwuchsarbeit funktioniert, stellten die Winterbacher Floriansjünger am vergangenen Wochenende abermals unter Beweis. Am vergangenen Freitag um 16 Uhr war Dienstantritt zum Berufsfeuerwehrtag der Jugendfeuerwehr Winterbach.
Nachdem alle 10 Jugendfeuerwehrmitglieder im Feuerwehrhaus eingetroffen waren, ging es auch gleich los mit dem Einrichten des Schlafraumes. Im Schulungsraum wurden die Tische zur Seite gestellt und jedes Jugendfeuerwehrmitglied richtete sich seinen Schlafplatz mit Luftmatratze und Schlafsack her.
Dann wurde die Gruppe eingeteilt und die Zuständigkeiten für den Küchendienst festgelegt.
Zur Überraschung der Jugendlichen rollte das Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Bockenau vor dem Winterbacher Gerätehaus vor. Der stellvertretende Jugendfeuerwehrwart Kevin Wolfs aus Bockenau stellte den Jugendlichen das Fahrzeug vor. So wurde auch die Wasserabgabe mittels Monitor vorgeführt.
Als der Wassertank des Fahrzeugs wieder gefüllt war, schrillte auch schon der Alarmton durchs Feuerwehrgerätehaus. Gemeldet war eine Ölspur, verursacht von einem Pkw, der sich auf einem Feldweg oberhalb der Ortsgemeinde Gebroth die Ölwanne aufgerissenen hatte. Nach der ersten Lageerkundung durch der Gruppenführer erteilte dieser den Befehl, die Einsatzstelle abzusichern und das Öl mittels Ölbindemittel aufzunehmen. Nach 20 Minuten war der Einsatz beendet und die Jugendfeuerwehr könnte zurück ins Feuerwehrgerätehaus fahren.
Zum Abendessen gab es gegrillte Bratwürste und Pommes frites, die von der Feuerwehr Allenfeld gespendet wurden. Nach dem Essen war Freizeit angesagt. Um 21:30 Uhr ertönte erneut der Alarmton, es ging Richtung Landschulheim Winterburg. Dort wurde ein unklarer Feuerschein gemeldet. Neben dem Winterbacher TSF-W (Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wassertank) und dem MTF (Mannschaftstransportfahrzeug) rückte auch das TLF der Feuerwehr Bockenau mit aus, um die Jugendlichen mit seinen 5000 Litern Wasser zu unterstützen. Auf der Anfahrt war die Aufregung schon zu spüren, als die Kids dann über die Kuppe gefahren kamen und es sich als reales Feuer herausstellte. Bei jedem stieg das Adrenalin deutlich an. Der Gruppenführer erkundete die Lage und setzte zwei Trupps mit je einem C-Strahlrohr zu Brandbekämpfung ein. Ein Trupp brachte den Lichtmast in Stellung und leuchtete die Einsatzstelle aus. Schnell war der 750 Liter fassende Löschwassertank aufgebraucht und wurde vom Bockenauer TLF eingespeist. Nach 30 Minuten meldete der Gruppenführer an die Übungsleitung „Feuer aus“. Nachdem das ganze Material wieder auf den Fahrzeugen verlastet war, ging es zurück zum Feuerwehrgerätehaus. Dort wurden die Tanks der Fahrzeuge gefüllt und die Schlauchtragekörbe mit frischen Schläuchen bestückt.
Gegen 23:30 Uhr kehrte dann langsam die Nachtruhe ein. Der ein oder andere träumte sicherlich in der Nacht von großen roten Autos.
Um 7:00 Uhr wurden die angehenden Brandschützer jäh aus ihren Träumen gerissen. Es ging nach Spall, dort war nach einem Sturmschaden ein Auto hinter zwei umgefallen Bäumen eingeschlossen. Die Jugendlichen sägten die Bäume mittels Handsäge klein und räumten den Weg frei, nach 20 Minuten war der Einsatz beendet und es ging zurück. Um gestärkt für weitere Einsätze zu sein, gab es dann erst mal ein leckeres Frühstück.
Mit dem ordentlichen Frühstück im Bauch ging es dann auch schon zum zweiten Einsatz des Tages. In Allenfeld wurde ein brennender PKW gemeldet. Nach der Lageerkundung wurde ein Löschangriff mit Schaum aufgebaut und der Brand flott gelöscht. Ein besonderes Erlebnis für die Jugendlichen war, dass sie zum ersten Mal einen Löschangriff mit Schaum aufbauen durften.
Zurück im Feuerwehrgerätehaus stand Erste Hilfe auf dem Dienstplan, hier wurde die stabile Seitenlage und das Anlegen eines Druckverbandes geübt.
Plötzlich gellte wieder der Alarmton mit der Meldung „Vermisstes Kind“. Ein Vater kam mit seiner Tochter zum Feuerwehrgerätehaus. Beide teilten mit, dass die Freundin der Tochter beim Spielen verschwunden sei und sie die junge Dame nicht mehr wiederfinden konnten. Im Feuerwehrgerätehaus wurde die Einsatzleitung eingerichtet und die Trupps losgeschickt, um das vermisste Kind zu finden. Da sich ihre letzte Spur im Bereich des Sportplatzes befand, schickte der Gruppenführer seine Trupps in diesen Bereich und ließ diesen weiträumig abzusuchen. Da das Kind einen GPS-Sender an seinem Rucksack trug, konnte der aktuelle Standort schnell herausgefunden werden. So wurde schnell klar, dass sich das Kind nicht mehr im Bereich des Sportplatzes aufhielt, sondern im Bereich der ehemaligen Bäckerei. Umgehend schickte der Gruppenführer alle Trupps dort hin. Das Kind wurde unter der Brücke gefunden, wo es sich versteckte. Da es sich am Fuß verletzt hatte, wurde es mittels Tage und der Steckleiter aus den Bachbereich gerettet. Nach einer guten Stunde war der Einsatz beendet.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es zum letzten Einsatz. In Ippenschied brannte eine Gartenhütte. Hier wurde ein Löschangriff aufgebaut und die Hütte gelöscht. Getreu dem Motto „Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz“ wurde das Fahrzeug bestückt und alles aufgeräumt.
Somit war ein anstrengender, aber auch sehr schöner Berufsfeuerwehrtag beendet.
Die Jugendlichen bedanken sich bei den aktiven Kameradinnen und Kameraden für die Unterstützung bei der Planung und Durchführung des Berufsfeuerwehrtags und auch bei den umliegenden Feuerwehreinheiten, die die Einsätze geplant und durchgeführt haben.
Textinfos: Martin Beck, Jugendfeuerwehrwart FW Winterbach
Text: Rouven Ginz, Pressesprecher Feuerwehr VG Rüdesheim
Bilder: Jugendfeuerwehr Winterbach
