Vierwöchiger Lehrgang am Ausbildungsstandort Rüdesheim bereitet Feuerwehrangehörige für Einsätze unter Atemschutz vor
Dienstagvormittag, viertel nach zehn. In einer Soonwaldgemeinde fängt ein Holzstapel unter einem Carport Feuer. Während der Hauseigentümer den Notruf absetzt, unternehmen Nachbarn mit dem Gartenschlauch erste Löschversuche. Noch während die Sirenen im Dorf und in den umliegenden Gemeinden aufheulen, haben sich die Flammen ausgebreitet und die wärmegedämmte Außenfassade das Einfamilienhauses erfasst, wo sie reichlich Nahrung finden. Die Rauchentwicklung ist enorm und weithin sichtbar. Der Einsatz der kurze Zeit später eintreffenden Feuerwehr muss unweigerlich unter Atemschutz erfolgen. Nach und nach treffen die benötigten Atemschutzgeräteträger ein und können den Brand unter Kontrolle bringen.
„Tagsüber holen wir bei Alarmierungen zu Zimmer- oder Gebäudebränden in unserer VG weiter aus, um im ersten Abmarsch eine ausreichende Anzahl an Atemschutzgeräteträgern für eine wirksame Brandbekämpfung und Menschenrettung zur Verfügung zu haben.“, betont Wehrleiter Christian Vollmer. „Die Corona-Pandemie hat unsere Verbandsgemeindefeuerwehr genauso wie alle anderen Gebietskörperschaften im Landkreis Bad Kreuznach hinsichtlich der Aus-und Fortbildung von Feuerwehrangehörigen extrem zurückgeworfen. Die dringend benötigten Ausbildungsplätze für Atemschutzgeräteträger, vor allem für den Bereich des Soonwaldes, fielen einige Monate aus.“.
Umso mehr freute sich der Wehrleiter über den Vorschlag seines Stellvertreters Jörn Trautmann und des Rüdesheimer Wehrführers Martin Barth, den Ausbildungsbedarf durch einen eigenen Atemschutzlehrgang zumindest in Ansätzen kompensieren zu können. Der Idee, einen entsprechenden Lehrgang durch das Rüdesheimer Kreisausbildungsteam durchzuführen, stand nach der erfolgten Abstimmung mit der Brand- und Katastrophenschutzinspektion und dem Leiter der Kreisausbildung im Landkreis Bad Kreuznach nichts mehr im Wege.
An den vergangenen vier Samstagen hat Lehrgangsleiter Martin Barth gemeinsam mit den Ausbildern Dirk Fickinger, Knut Klein, Christopher Keiper, Maik Pleines, Jörn Trautmann und Patrick Volk die angehenden Atemschutzgeräteträgerinnen und Atemschutzgeräteträger auf ihre künftigen Einsätze in brennenden Gebäuden oder für alle Einsätze, die Atemschutz erforderlich machen, vorbereitet.
Die Benutzung und Bedienung eines Atemschutzgerätes sowie dessen Funktionsweise, das korrekte Anlegen der persönlichen Schutzausrüstung für einen Innenangriff und das taktische Vorgehen eines Atemschutztrupps im brennenden Gebäude waren wesentliche Grundlagen, die den Teilnehmenden vermittelt wurden. Denn das Wissen, dass sich beispielsweise der Trupp im Innenangriff niemals trennt oder was zu tun ist, wenn am Pressluftatmer die Restdruckwarneinrichtung auslöst, ist für die Atemschutzgeräteträger lebenswichtig. Die richtige und im Notfall lebensrettende Kommunikation über Funk zum Atemschutzüberwacher war den Ausbildern ein wichtiges Anliegen, welches ausgiebig vermittelt wurde.
Körperliche Fitness ist bei Einsätzen ebenso wichtig. Schließlich ist der Atemschutztrupp die taktische Einheit der Feuerwehr, die bei der Rettung von Menschen bei Bränden im Inneren von Gebäuden körperliche Höchstleistungen bringen muss. Deshalb stand neben der Theorie die praktische Ausbildung der künftigen Atemschutzgeräteträgerinnen und Atemschutzgeräteträger im Mittelpunkt. So wurde die strukturierte Absuche von verrauchten und dunklen Räumen nach vermissten Personen ebenso geübt wie körperlich anstrengende Arbeiten im Rahmen von Löschangriffen. Dabei wurden die Teilnehmenden in den Übungen auch an ihre körperlichen Leistungsgrenzen herangeführt.
Leider machte die eingangs erwähnte Corona-Pandemie auch vor dem Lehrgang nicht halt, so dass am gestrigen Samstag letztlich neun der ursprünglich 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die theoretische und praktische Prüfung in Form eines schriftlichen Leistungsnachweises und dem Durchlaufen der Atemschutzübungsstrecke unter Beobachtung der Ausbilder ablegen konnten.
Fast alle Probanden bestanden zur Freude der Ausbilder die Prüfungen und berechtigt die Feuerwehrleute nun bei Übungen und Einsätzen umluftunabhängige Atemschutzgeräte zu tragen.
Wehrleiter Christian Vollmer dankte dem Ausbilderteam um Lehrgangsleiter Martin Barth herzlich für die Durchführung des Lehrgangs und gratulierte den neuen Atemschutzgeräteträgerinnen und Atemschutzgeräteträgern zum bestandenen Lehrgang.
Nachfolgend sind die Teilnehmer genannt:
Verbandsgemeinde Rüdesheim: Dario Capobianco, Moritz Geithe, Patrick Herzhauser, Sebastian Magnie, Melina Roß, Sebastian Sulzbacher, Oliver Wilbert, Christian Zimmermann
Verbandsgemeinde Langenlonsheim-Stromberg: Michael Wagner
Text: Rouven Ginz, Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Freiw. Feuerwehr VG Rüdesheim
Bilder: Martin Barth