Jörg Baum und André Weber sind neue Bootsführer

Auf zwei neue Bootsführer kann die Wehrleitung der Verbandsgemeindefeuerwehr Rüdesheim seit dem gestrigen Samstag zählen. Die Brandmeister Jörg Baum und André Weber von der Stützpunktfeuerwehr Rüdesheim legten am Freitag und Samstag die theoretische und praktische Prüfung an der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule in Koblenz mit Erfolg ab.

Seit der Übernahme der „Nahe-Gemeinden“ der ehemaligen VG Bad Münster am Stein-Ebernburg Anfang dieses Jahres gehört zur Ausstattung der Wehren auch ein motorbetriebenes Rettungsboot (RTB), das bei der Feuerwehreinheit Norheim im Ausrückebereich Rüdesheim stationiert ist. Zum Einsatzgebiet des RTB gehört die Nahe im Bereich der Verbandsgemeinde Rüdesheim und hier vor allen Dingen der Stausee bei Niederhausen. Aber auch ein überörtlicher Unterstützungseinsatz in den umliegenden Städten und Verbandsgemeinden ist denkbar.

Steuern dürfen dieses RTB ausschließlich Feuerwehraktive, die im Besitz des Berechtigungsscheins zum „Führen von motorisierten Wasserfahrzeugen der Feuerwehr auf Binnenschiffahrtstraßen“ sind. In der Feuerwehr Norheim und den benachbarten Einheiten verfügen bereits einige Kameraden über diesen Bootsführerschein. Anfang des Jahres bot sich die Möglichkeit, zwei Aktive für den Bootsführerschein ausbilden zu lassen. Ziel des Lehrgangs: Befähigung zum Führen eines Motorbootes der Feuerwehr im Sinne der Sportbootführerscheinverordnung – Binnen, sowie die fachliche Ausbildung im Sinne des § 14 der UVV – Feuerwehr. Die Wehrleitung der VG Rüdesheim nutzt dieses Lehrgangsangebot gerne, um auch tagsüber eine ausreichende Anzahl von Bootsführern zur Verfügung zu haben.

Bevor Jörg Baum und André Weber allerdings die „graue Pappe“ in ihren Händen halten konnten, absolvierten die beiden Feuerwehrmänner ein umfangreiches und anspruchsvolles dreimonatiges Lehrgangsprogramm. Die Ausbildung der Bootsführer wird seit Jahren im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit von den Landkreisen Bad Kreuznach und Mainz-Bingen gemeinsam durchgeführt. Zusammen mit je zwei Kameraden der Feuerwehren aus der Stadt Bad Kreuznach und der VG Langenlonsheim sowie weiteren Probanden aus dem Nachbarlandkreis starteten Weber und Baum am 13. Mai in der Feuerwache in Bingen mit dem Lehrgang. An zehn Samstagen schulte das Ausbilderteam um Lehrgangsleiter Marco Umlauf (Wehrleiter der Feuerwehr Stadt Bingen) die Teilnehmer, um sie für die Abschlussprüfung am vergangenen Wochenende und ihre künftigen Einsätze fit zu machen.

Die ersten drei Lehrgangstage standen dabei ganz im Zeichen der theoretischen Ausbildung. So gehörten die gesetzlichen Grundlagen unter anderem über die Binnenschiffahrtsstraßenverordnung und die Rheinschiffahrtspolizeiverordnung ebenso zu den Lehrgangsinhalten wie die Gewässerkunde und die Boots- und Gerätekunde. Auch über Einsätze an Bord von Binnenschiffen referierten die erfahrenen Ausbilder.

Ab dem vierten Samstag ging es dann raus auf den Rhein. Auf der stark befahrenen Binnenschiffahrtstraße zeigten die Ausbilder, wie die künftigen Bootsführer ihre Wasserfahrzeuge sicher führen. Die Ausbildung der Rüdesheimer Kameraden erfolgte mit dem VG-eigenen RTB. Dies hatte den Vorteil, dass sie sich direkt mit dem Boot vertraut machen konnten. Einen Tag ging es für die angehenden Bootsführer nach Brey, wo sich kurz vor Koblenz die Prüfungsstrecke befindet. Dort wurden die prüfungsrelevanten Manöver geübt.

Zwischen den Präsensschulungen in der Binger Feuerwache und der praktischen Ausbildung auf dem Rhein nutzten Jörg Baum und André Weber jede freie Minute, um sich auf die Prüfung vorzubereiten. Dabei investierten sie unzählige Stunden und erhielten auch Unterstützung von Michael Petermann, dem stellvertretenden Wehrführer aus Norheim. Der erfahrene Bootsführer erklärte sich dankenswerterweise bereit, mit den beiden Kameraden Fahrmanöver zu üben.

Am Freitagmorgen ging es dann gemeinsam mit den Kameraden aus Bad Kreuznach und Langenlonsheim zur LFKS nach Koblenz, wo am Nachmittag die theoretische Prüfung anstand. In einem 90-minütigen Test wurde das komplette Fachwissen der Bootsführer abgefragt. Um zu bestehen, durften die Teilnehmer nicht mehr als 18 Fehlerpunkte erreichen. Es blieb allerdings bis zum Ende der praktischen Prüfung am Samstag offen, ob die theoretische Prüfung erfolgreich war. Denn zuerst galt es, unter den Augen der strengen Prüfer verschiedenste Manöver zu fahren. Hierzu zählten das Einfahren in einen begrenzten Raum, Mann über Bord, Fahren einer „8“, Schleppen über das Bootsheck, Anfahren an eine Tonne, Anfahren an einen Steiger, Paddeln bei Ausfall des Motors und Ankermanöver. Fragen zur Motorenkunde (Benzinkreislauf, Kühlkreislauf, Ölwechsel, Propeller, Wechsel von Zündkerzen) waren neben dem fehlerfreien Legen und Stechen der Knoten ebenfalls Bestandteile der Prüfung.

Am Samstagnachmittag konnten Jörg Baum und André Weber dann stolz und sichtlich erleichtert die Bootsführerscheine nach erfolgreich abgelegter Prüfung in Empfang nehmen. Die Wehrleitung und die Wehrführung der Einheit Rüdesheim gratulieren den beiden zur bestandenen Prüfung und wünschen ihnen Mast und Schotbruch und jederzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Text: Rouven Ginz, Wehrleiter-Stellvertreter

Bilder: Feuerwehr Rüdesheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit