Mehr als 24 Stunden war das Feuerwehrhaus in Rüdesheim vor kurzem die Heimat der Jugendfeuerwehrmitglieder. Bei ihrem ersten Berufsfeuerwehr-Wochenende absolvierten die Jugendlichen Ausbildungen und fuhren spannende Einsätze. Und die Kameradschaft kam natürlich auch nicht zu kurz.
Pünktlich um zehn Uhr startete das BF-Wochenende am Samstagmorgen. Nach der Begrüßung durch die Jugendwarte und Betreuer hieß es zuerst einmal: Bereitschaftsraum herrichten! Der Schulungsraum im Obergeschoss diente dabei Treffpunkt für die Mahlzeiten und als Ruheraum.
Nach dem Einkauf der Utensilien für Frühstück, Mittag- und Abendessen übten die Kids die Knoten, Stiche und Bunde. Damit, dass die Feuerwehrknoten noch vor dem Mittagessen benötigt werden könnten, hatte der Feuerwehrnachwuchs nicht gerechnet. Und so riefen die Funkmeldeempfänger gegen 11:30 Uhr zum ersten Einsatz.
Auf dem Alarmmonitor in der Jugendfeuerwehrumkleide erfuhr Gruppenführer Neo wichtige Infos aus der Alarmdepeche: „Auslaufender Kraftstoff, droht in den Ellerbach zu laufen!“ Mit Blaulicht und Martinshorn rückten das MTF mit TSA und das MZF 3 auf den Radweg zwischen Rüdesheim und Weinsheim aus. An der Einsatzstelle bestätigte sich die Meldung. Mittels Steckleiterteilen, einer Folie und Arbeitsleinen bauten die Jugendfeuerwehrleute eine Ölsperre und setzten sie quer in den Ellerbach ein. Damit konnte erfolgreich verhindert werden, dass sich der Kraftstoff im fließenden Gewässer weiter ausbreitete.
Bei der Rückkehr ins Gerätehaus wartete bereits das Mittagessen auf die hungrigen Einsatzkräfte. Jasmin Baumgärtner und Viktoria Kunz hatten köstliches Chili con Carne gekocht und sorgten während des kompletten Wochenendes für die Verpflegung der Jugendlichen und Betreuer. Frisch gestärkt überraschte der nächste Alarm die Jugendfeuerwehr: Palettenbrand am Hargesheimer Pfad! Dieses Mal rückten das MTF mit TSA und das TLF zur gemeldeten Einsatzstelle am Rüdesheimer Ortsrand aus. Bereits auf der Anfahrt war die Rauchentwicklung zu sehen. Angekommen an der Einsatzstelle, fand die Mannschaft um Gruppenführer Lennart einen in Vollbrand stehenden Holzstapel vor. Mit der Ausrüstung des jugendfeuerwehreigenen TSA stellte die Gruppe die Wasserversorgung über einen Hydranten her und baute einen Löschangriff mit drei C-Rohren auf. Damit konnte den Flammen ruckzuck der Garaus gemacht werden.
Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz und so stand im Anschluss an den Palettenbrand die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft an: Fahrzeuge, Anhänger und Schläuche reinigen und den TSA wieder beladen. Danach hieß es: Zeit zur freien Verfügung.
Mit Einbruch der Dämmerung ereignete sich am Ortseingang von Mandel ein Verkehrsunfall. „H2.03, Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person!“ schallte es dieses Mal aus den Meldeempfängern. Mit HLF 10 und RW 1 rückte die Jugendfeuerwehr nach Mandel aus. Gruppenführer Marlon stellte bei seiner Erkundung fest, dass ein Autofahrer auf einem Feldweg einen Fußgänger übersehen und angefahren hatte. Dabei wurde der Mann unter dem Rad des Fahrzeuganhängers eingeklemmt. Die Jugendfeuerwehr sicherte die Unfallstelle ab und leuchtete die Einsatzstelle aus. Mithilfe von Hebekissen hoben die Kids den Anhänger so weit an, dass die Person befreit und mit einem Spineboard an den Rettungsdienst übergeben werden konnte. Zufrieden über den gelungenen Einsatz bot die malerische Kulisse von Mandel ein passendes Motiv für ein Gruppenfoto.
Zurück im Gerätehaus wurde gemeinsam zu Abend gegessen. Nach dem Spül- und Aufräumdienst kämpften die Jugendlichen und die Betreuer beim Tischfussballturnier um jedes Tor und hatten riesigen Spaß.
Die ab 22 Uhr geplante Nachtruhe wurde mit einem weiteren Alarm jäh unterbrochen. Die Nachtschwester eines örtlichen Seniorenheims vermisste einen Bewohner, der am Nachmittag zu einem Spaziergang aufgebrochen, aber noch nicht wieder zurückgekehrt war. Sie setzte den Notruf ab und bat um Unterstützung bei der Suche nach dem Mann, der letztmalig in der Gemarkung zwischen Rüdesheim und Roxheim gesehen worden war. Ausgerüstet mit Handlampen und zwei Wärmebildkameras machte sich die Mannschaft nach dem Befehl von Gruppenführer Constantin auf die Suche nach dem Herrn und konnte ihn zügig finden. Der Mann hatte sich jedoch bei einem Sturz verletzt und konnte nicht mehr laufen. Mit vereinten Kräften der Jugendlichen konnte der Verletzte in einer Schleifkorbtrage über 500 Meter zu den Einsatzfahrzeugen transportiert und dem Rettungsdienst zur weiteren Versorgung übergeben werden.
Glücklich über die erfolgreiche Menschenrettung fielen die Jugendlichen müde in ihre Betten und konnten sich in der Nacht ohne einen weiteren Alarm erholen. Am Sonntagmorgen frühstückten die Kids und ihre Betreuer gemeinsam und brachten das Gerätehaus wieder auf Vordermann. In der Abschlussbesprechung blickten die Jugendwarte in sehr zufriedene Gesichter der Jugendfeuerwehrmitglieder. Und alle waren sich einig, dass das BF-Wochenende auf jeden Fall wiederholt werden muss.
Vielen Dank an Jasmin Baumgärtner, Viktoria Kunz, Moritz Baum, Matthias Baum, Jonas Mohr, Florian Weiß, Hans-Peter Fülöp, Dennis Repinski und Deniz Kürük, die am Gelingen des BF-Wochenendes maßgeblichen Anteil hatten, sowie an Uwe Bäder für die zur Verfügung gestellte Übungsfläche auf seinem Grundstück.
Text und Bilder: Rouven Ginz