Übung: Verletzte Arbeiter nach Unfall mit Gefahrgut gerettet

„Hier hat es grade einen Arbeitsunfall mit einem Lkw gegeben! Zwei Arbeiter sind verletzt! Die wollten irgendwas abladen und dabei scheint etwas schiefgelaufen zu sein! Bitte kommen Sie schnell!“. Mehr Infos konnte der Leitstellendisponent von der aufgeregten Anruferin nicht erfahren. Vorsorglich disponiert die Leitstelle neben dem Rettungsdienst auch die Feuerwehr, sicher ist sicher. Mit dem Alarmstichwort „Arbeitsunfall, mehrere verletzte Personen!“ werden die Einsatzkräfte alarmiert.

Die Ausbildung der Feuerwehr Rüdesheim war am Dienstagabend dem Thema „GAMS+“ gewidmet. Brandmeister Patric Seefeldt hatte hierfür ein Übungsszenario vorbereitet. Bei der Übung fanden die Einsatzkräfte beim Eintreffen an der fiktiven Einsatzstelle folgende Situation vor: In einer Spedition war es beim Beladen eines Lkw zu einem Unfall auf der Ladebordwand gekommen. Dabei wurde ein Arbeiter schwer verletzt und lag bewusstlos auf der Ladefläche des Lkw, der zweite Arbeiter befand sich ansprechbar auf der Ladebordwand. Bei der Erkundung stellte Gruppenführer Rouven Ginz vom erst eintreffenden LF 16/12 fest, dass an der Fahrzeugfront eine orangefarbene Warntafel angebracht war. Darauf war im oberen Feld die Zahl 83 und im unteren Feld die Zahl 2502 zu sehen. Mit dieser Information war nun klar, dass es sich nicht nur um einen „normalen“ Arbeitsunfall, sondern um einen Gefahrstoffeinsatz handelte. Umgehend wurden über die Feuerwehreinsatzzentrale Gefahren- und Stoffinformationen eingeholt und die Alarmstufe auf „Gefahrgut 2“ erhöht, die die Alarmierung von Einheiten des Gefahrstoffzuges beinhaltet.

Mit Hilfe der orangefarbenen Warntafel konnte der Stoff einwandfrei identifiziert werden: Valerylchlorid, ein ätzender und entzündlicher Stoff, der gefährlich mit Wasser reagieren kann. Mit diesen Informationen konnte der Einsatz nun weiter geplant und die unaufschiebbaren Erstmaßnahmen nach der GAMS-Regel abgearbeitet werden. GAMS bedeutet: Gefahren erkennen, Absichern der Einsatzstelle, Menschenrettung unter Eigenschutz durchführen und Spezialkräfte nachfordern.

Sofort wurde eine 50 Meter Absperrgrenze für die Gefahrenzone festgelegt und der Brandschutz sichergestellt. Dazu ließ Wehrführer Martin Barth alle Pulverlöscher bereitstellen und parallel einen Löschangriff aufbauen. Noch während der Angriffstrupp und der Wassertrupp des LF 16/12 leichte Chemikalienschutzanzüge und Atemschutz anlegten, bauten die Besatzungen des TLF 24/50 und des RW 1 einen Notdekontaminationsplatz auf, um die eingesetzten Kräfte und Patienten gegebenenfalls grob reinigen zu können. Angriffstrupp und Wassertrupp gingen zur Menschenrettung vor und holten die beiden Arbeiter aus dem Gefahrenbereich. Da die Erkundung ergab, dass die drei Gebinde à 20 Liter Valerylchlorid nicht beschädigt waren und kein Medium auslief, konnte der Übungseinsatz beendet werden.

Text: Rouven Ginz, Wehrleiter-Stellvertreter

Bilder: Feuerwehr Rüdesheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit