Mit dem „Würfelblick“ und Überdruck dem Feuer zu Leibe rücken

Ausbildungseinheit „Wärmebildkamera und taktische Ventilation“

Beißender, giftiger Rauch dringt aus der offenstehenden Haustür ins Freie. Der schwarze Qualm aus dem brennenden Keller raubt den Atem, die Augen brennen, man sieht die Hand vor Augen nicht mehr. Nichts wie raus hier, nun muss die Feuerwehr ran.

Ausgerüstet mit Umluft unabhängigen Atemschutzgeräten dringt der Trupp, bestehend aus Truppführer und Truppmann ins verrauchte Gebäude ein. Parallel dazu bereitet der Schlauchtrupp die Belüftung des Gebäudes vor und bringt hierzu den Überdrucklüfter vor der Haustür in Stellung. Die Wärmebildkamera, die zur standardmäßigen Ausrüstung des Angriffstrupps gehört, leistet wertvolle Dienste. Dank Infrarotstrahlen erzeugt sie im völlig verrauchten Gebäude auch dort noch ein Bild vom Zimmer, wo das menschliche Auge nichts mehr sieht.

Die Flammen sind flott entdeckt und mit wenigen Sprühstößen aus dem Hohlstrahlrohr gelöscht. Zuvor hatte der Trupp ein Kellerfenster geöffnet und eine Abluftöffnung schaffen können, durch das der Lüfter den Rauch und die Hitze mühelos aus dem brennenden Keller drückt.

Genauso spielten sich in den vergangenen zwölf Monaten mehrere Zimmer- und Wohnungsbrände ab, zu denen unser Team in und um Rüdesheim alarmiert wurde. Die wöchentliche Ausbildung unserer Aktiven trägt dazu bei, dass die Einsätze schnell und zielgerichtet abgearbeitet werden konnten.

Nach Unterrichtseinheiten zu den Themen „Unfallverhütungsvorschrift“ und „Verhalten bei Gefahr“ sowie der gemeinsamen Reinigung unseres Feuerwehrgerätehauses standen beim vierten Dienst in diesem Jahr am heutigen Abend eine Ausbildungseinheit zu den Themen „Wärmebildkamera und taktische Ventilation“ auf dem Übungsplan. In abwechselnden Gruppen wurden die 20 Teilnehmer von Wehrführer-Stellvertreter Rouven Ginz und Gruppenführer Patrick Seefeldt sowohl theoretisch als auch praktisch in die Anwendung der Wärmebildkamera und der Belüftungsgeräte eingewiesen. Die beiden Ausbilder frischten das Wissen der Feuerwehrkameraden hinsichtlich Einsatztaktik und Vorgehensweise auf und gingen auch auf die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Wärmebildkamera und Überdrucklüfter ein.

Die praktischen Teile der Ausbildungseinheit bildeten die Entrauchung eines Gebäudes sowie die Erkundung und Absuche eines Brandraums mit der Wärmebildkamera mit dem sogenannten Würfelblick. Dabei wird verrauchte Raum, angefangen mit einem Blick zur Decke, gefolgt von einem Blick zum Boden sowie der Kontrolle aller Wände und des Rückzugbereichs, vollständig auf vermisste Personen oder Tiere und Brandstellen abgesucht. In der Übung wurden diese durch verschiedene Wärmequellen dargestellt.

Die Entrauchung übten die Teilnehmer in der mit einer Nebelmaschine verrauchten Umkleidekabine. Nach Schaffung der Abluftöffnung sowie der korrekten Positionierung des elektrischen Überdrucklüfters vor dem „Brandraum“ konnte der weiße „Qualm“ binnen weniger Minuten aus der Umkleide gedrückt werden.

Text: Rouven Ginz, Wehrleiter-Stellvertreter VG Rüdesheim

Bilder: FW Rüdesheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit