Intensivausbildung für Atemschutzgeräteträger

Schaut man sich die Einsatzstatistik der vergangenen drei Jahre an, so lässt sich feststellen: Es brennt auch in der VG Rüdesheim wieder häufiger in Gebäuden als noch in den Jahren zuvor. Dank Rauchmelderpflicht sowohl in Neu- als auch mittlerweile in Altbauten blieben die Brände meist ohne schwerwiegende und bleibende Folgen für die Bewohner, die sich meist vor Eintreffen der Feuerwehren bereits selbst in Sicherheit bringen konnten und glücklicherweise „nur“ mit Rauchgasintoxikationen behandelt werden mussten.

Kommt es im knapp 200 Quadratkilometer großen Gebiet unserer schönen Verbandsgemeinde zu einem Gebäudebrand, wird nicht nur die örtlich zuständige Feuerwehreinheit alarmiert. Abhängig von der Tageszeit und von der Größe des gemeldeten Brandes rücken neben einer oder mehrerer der fünf Stützpunktfeuerwehren der VG Rüdesheim auch Feuerwehren aus, die über Atemschutzgeräteträger verfügen. Dies ist grade tagsüber auch notwendig, um innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Einsatzgrundzeit ausreichend Manpower zur Verfügung zu haben.

Am vergangenen Mittwoch führten die Atemschutzgeräteträger (AGT) der Feuerwehren aus Hüffelsheim, Rüdesheim und Weinsheim im Rüdesheimer Gerätehaus eine Intensivausbildung durch. Noch vor zwei Wochen waren diese drei Wehren bei einem Dachstuhlbrand zusammen im Einsatz. Die Notwendigkeit gemeinsamer Übungen steht also außer Frage. Neben der alljährlichen Absolvierung der Atemschutzübungsstrecke und einer weiteren Belastungsübung unter Einsatzbedingungen sind regelmäßige Zusatzausbildungen notwendig, um die Aktiven für Einsätze fit zu machen. Übungsleiter und Atemschutzgerätewart Knut Klein hatte mit seinen Kameraden Martin Barth und Christopher Keiper vom AGW-Team Rüdesheim an drei Übungsstationen verschiedene Szenarien vorbereitet, mit denen sich die Einsatzkräfte bei einem Zimmer- oder Wohnungsbrand beschäftigen müssen.

Ausbilder Christopher Keiper von der Hüffelsheimer Wehr funktionierte hierfür den Schulungsraum zum „Brandraum“ um. Ziel war es, den AGT die verschiedenen Suchtechniken beizubringen bzw. ins Gedächtnis zu rufen, damit bei einem Brand mit vermissten Personen innerhalb von Gebäuden auch der letzte Winkel von Räumen abgesucht wird. Verschiedene Suchtechniken wie „Rechte-Hand-Suche“ kamen hier zur Anwendung. Die Zusammenarbeit und die Kommunikation des Atemschutztrupps, der idealer Weise aus drei AGT besteht, gehörte ebenso zum Ausbildungsinhalt wie die Sicherung des Rückwegs, beispielsweise mit einer Feuerwehrleine. Zur realistischeren Darstellung wurde das Blickfeld der AGT abgedunkelt.

Sollte der Rückweg des Angriffstrupps aus dem Gebäude durch die plötzliche Änderung der Einsatzlage versperrt sein, müssen sich die AGT notfalls selbst retten können. Ausbilder Martin Barth schulte die AGT darin, wie sie sich beispielsweise über ein Fenster auch aus höheren Etagen retten können. „Retten und Selbstretten“ bedarf übrigens keiner speziellen Fachausbildung, da es Bestandteil der Feuerwehrgrundausbildung ist, die jeder Feuerwehrangehörige durchläuft. Wichtig ist, dass die erforderlichen Feuerwehrknoten und Handgriffe in regelmäßigen Abständen geübt werden, damit sie im Ernstfall auch parat sind. Die Empore im Feuerwehrgerätehaus bot optimale Bedingungen, die Selbstrettung mittels Endlosschlinge, Feuerwehrleine und Karabiner zu trainieren.

Welcher Atemschutzgeräteträger kennt dieses gute Gefühl nicht: Man hat in Teamwork den „roten Hahn“ besiegt und das Feuer im Gebäude erfolgreich bekämpft. Durchgeschwitzt verlassen die AGT das Gebäude, in dem noch vor kurzem Flammen und giftiger Rauch die Oberhand hatten. Apropos giftiger Rauch: der steckt nun nicht nur in der Dämmung des Gebäudes, sondern hält sich auch nach Verlassen des Brandobjekts noch wacker in der Schutzkleidung der AGT. Hat sich der AGT im Gebäude mit seinem Atemschutzgerät vor den toxischen Brandgasen geschützt, wird außerhalb des Gebäudes in der scheinbar sauberen Luft im Freien ab und an etwas gemacht, was nicht gesund ist: die Atemschutzmaske wird direkt vom Kopf gezogen oder der Lungenautomat von der Maske abgeschraubt, um „frische“ Luft zu atmen. Doch hierbei wird meist vergessen, dass die Kleidung des AGT weiter ausgast und er dabei munter Brandgase einatmet. Aus diesem Grund sensibilisierte Ausbildungsleiter Knut Klein die Teilnehmer an der dritten Station für den Ablauf der weiteren Einsatzschritte nach Verlassen des Gebäudes. Wichtig ist hierbei, dass der AGT die Maske und den Lungenautomat weiterhin angeschlossen lässt und sich zuerst von der Brandschutzkleidung entledigt. So kann sichergestellt werden, dass der AGT keine giftigen Partikel über die Atemwege bzw. über Hautresorption aufnimmt. Nach der Entkleidung ziehen die AGT frische Trainingsanzüge an, die im Rüdesheimer LF 16/12 mitgeführt werden. Die kontaminierte Brandschutzkleidung wird in waschbaren Säcken luftdicht verpackt und zur fachgerechten Reinigung ins Dienstleistungszentrum für Feuerwehr- und Katastrophenschutz in Rüdesheim gebracht.

Die Ausbilder Knut Klein, Martin Barth und Christopher Keiper waren mit der motivierten Mitarbeit der AGT sehr zufrieden. Die teilnehmenden AGT konnten dank der intensiven Atemschutzausbildung ihr Wissen auffrischen oder lernten neue wichtige Verfahrensweisen, die im Atemschutzeinsatz Leben retten können und dem Schutz der eigenen Gesundheit dienen.

Text: Rouven Ginz, Pressesprecher Feuerwehr VG Rüdesheim

Bilder: Feuerwehr Rüdesheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit