Freiwillige Feuerwehr Sponheim überbrückt Feuerwehr-Lockdown mit Online-Ausbildungen

227/2020? Ein Bruch mit Zähler und Nenner? Nein, es ist kein mathematisches Schreckgespenst mancher Sechstklässler. Viel einfacher: 227 Mal rückten die Feuerwehreinheiten der VG Rüdesheim im Jahr 2020 bereits aus. 227 Mal läuteten die Funkmeldeempfänger markerschütternd und die Sirenen heulten im einminütigen Dauerton mit zweimaliger Unterbrechung, um die 600 aktiven Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner in den 31 Feuerwehreinheiten und der vier Facheinheiten zu jeder Tages- und Nachtzeit in den Einsatz zu rufen um Menschen zu retten, Brände zu löschen, bei Unfällen zu helfen, Hausbewohner vor vollgelaufenen Kellern zu bewahren oder auch einfach nur die kleine Katze vom nassen Dach vor den Regentropfen zu retten. Jeder Alarm bedeutete Teamwork und Entscheidungsfreude, gepaart mit Fachwissen und Erfahrung und oft auch einfach nur handwerklichem Geschick. Denn Feuerwehrarbeit ist in den meisten Fällen vor allem ein Handwerk.

All das funktioniert nur, wenn unsere Feuerwehrleute regelmäßig üben und trainieren. Das hat bisher auch meistens gut geklappt. Nun hat das Jahr 2020 mit seiner Corona-Pandemie aber so ziemlich alles auf den Kopf und manches auch in Frage gestellt, was bislang als selbstverständlich galt. Wer hätte Anfang des Jahres gedacht, dass wir unsere Feuerwehrhäuser nur noch im Einsatzfall betreten dürfen und auf Übungen, Ausbildungen und kameradschaftliche Treffen verzichten müssen, um uns vor einem erhöhten Risiko vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen? Niemand!

Der Lockdown birgt auch für das Ehrenamt „Feuerwehr“ die Gefahr, dass nach der Pandemie gegebenenfalls nichts mehr so sein wird wie bisher. Denn keiner weiß, wie lange dieser Zustand anhalten wird und wieder eine gewisse Normalität zurückkehren wird. Und trotzdem brennt es weiter, trotzdem benötigen die Menschen weiterhin Hilfe von den Frauen und Männern des abwehrenden Brandschutzes. Und dafür benötigen wir die Feuerwehrleute, die wir heute bereits haben. Den Spaß an der Feuerwehr soll und darf niemand verlieren.

Es gibt daher zurzeit drei Dinge, die die Existenz der Freiwilligen Feuerwehren auch nach der Pandemie sichern können. Das sind zum einen tragfähige Konzepte auf der Ebene der Bundesländer mit schlüssigen Konzepten zur Durchführung der praktischen Ausbildung in den Wehren aber auch im Rahmen der Kreis- und Landesausbildung. Zum anderen muss die Online-Ausbildung ausgebaut und forciert werden. In Rheinland-Pfalz konnte dank dem Engagement des Landesfeuerwehrverbandes das Projekt „Digitales Bildungszentrum“ auch mit Unterstützung unserer Feuerwehreinheit aus Rüdesheim erfolgreich gestartet werden. Das digitale Bildungszentrum ist eine digitale Lernplattform für die Feuerwehren in Rheinland-Pfalz. Die dritte Säule bilden unsere Führungskräfte, die ihre Frau- und Mannschaft auch in diesen schweren Zeiten weiterhin begeistern und ihre Teams bei der Stange halten. Ihr Engagement ist von unschätzbarem Wert.

Einen guten Weg hat hier die Feuerwehreinheit Sponheim eingeschlagen. Auch die Aktiven um Wehrführer Eric Mann mussten angesichts der aktuellen Lage den Übungsdienst erneut auf unbestimmte Zeit aussetzen. Doch diese schlechte Nachricht ließ Wehrführer Eric Mann nicht auf sich sitzen. In der vergangenen Woche fand zum zweiten Mal im zweiwöchigen Rhythmus eine selbst organisierte Online-Übung statt – und das mit Erfolg!

Denn Themen wie Wasserförderung über lange Wegstrecke, FwDV3 oder persönliche Schutzausrüstung können auch online, als Präsentation in Verbindung mit verschiedenen Schaubildern, Videos oder interaktiven Fragen geübt werden.

Alle bisherigen Teilnehmer gaben ein positives Feedback und eine Auffrischung der Theorie-Themen hilft nicht nur den „alten Hasen“. Gerade die jungen, frisch dazu gestoßenen Feuerwehrleuten können sehr davon profitieren.

Auch wenn sich ein Flächenbrand zwar mit der Feuerpatsche, nicht aber mit einem Laptop ausklopfen lässt, bin ich mir sicher, dass die Feuerwehren mit der Zeit gehen werden und die Ausbildung bei den Freiwilligen Feuerwehren sich verändern wird. Und dennoch: der praktische Ausbildungsanteil ist und bleibt entscheidend.

Bleibt gesund!

Rouven Ginz, Wehrleiter-Stellvertreter & Pressesprecher

Bild: Freiwillige Feuerwehr Sponheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit