Folge des Dieselskandals und der Feinstaubdebatte: Feuerwehr der VG Rüdesheim rüstet sich für Dieselfahrverbot

240 Pferdestärken aus 11 Litern Hubraum und das unverwechselbare Brummen des Sechszylinders unter der wuchtigen roten Haube des MAN-Tanklöschfahrzeuges gehören seit heute der Vergangenheit an. Der 15-Tonner wurde just an diesem ersten April gegen einen roten VW Polo mit Elektroantrieb und einer Tonne Gesamtmasse sowie fünf Sitzplätzen ausgetauscht.

Es war aber nicht das Alter des Fahrzeugs, das eine Ersatzbeschaffung notwendig machte, denn die solide Technik funktioniert noch einwandfrei. Der Grund ist vielmehr in der aktuellen Debatte um den Feinstaubausstoß älterer Dieselfahrzeuge und im drohenden Dieselfahrverbot zu sehen. Denn mit Einführung der Umweltzone „Soonwald-Nahe“ werden auch im Gebiet der größten Verbandsgemeinde im Landkreis Bad Kreuznach ab 2019 keine Dieselfahrzeuge unter der EURO 6-Norm fahren dürfen.

„Das war für uns schon ein harter Schlag ins Kontor!“ sagt Wehrleiter Christian Vollmer bei der Vorstellung der ersten neuen Ultra-Kleinst-Löschfahrzeuge, kurz UKLF, am 1. April. „Anfangs waren meine beiden Stellvertreter Jörn Trautmann und Rouven Ginz und ich völlig konsterniert. Trotzdem mussten wir schnellstmöglich handeln, um auch mit Einführung des Dieselfahrverbotes einsatzbereit zu bleiben. Das Tanklöschfahrzeug ist das erste der Großfahrzeuge der fünf Stützpunktfeuerwehren im VG-Gebiet, die vollständig gegen die UKLF ersetzt werden.“, so Vollmer weiter. „Schade, unter Volllast zeigt der Hauber immer den beeindruckenden Schwarzrauch!“, fügt Rouven Ginz mit bedauerlichem Blick hinzu.

Um mit den neuen Fahrzeugen, die als Fahrzeugkennziffer die „10“ erhalten, auch alle Ausrüstungsgegenstände der bisherigen Fahrzeuge mitführen zu können, werden beispielsweise für die LF 8/6 der Waldböckelheimer, Bockenauer und Wallhäuser Wehr jeweils vier UKLF beschafft, in deren Kofferraum sich die Ausrüstung für eine Löschgruppe befindet. Ein Fahrzeug wird auch eine vierteilige Steckleiter mitführen. Eine Neuerung gibt es für die Atemschutzgeräteträger: In den bisherigen Löschgruppenfahrzeugen konnten sich zwei Mann bereits auf der Anfahrt mit Atemschutzgeräten ausrüsten. Bei den neuen UKLF hat der Spezialausrüster drei Halterungen für Atemschutzgeräte in die Rückenlehne der Rückbank eingebaut. „Nun können wir das Feuer endlich mit einem Dreier-Trupp angreifen. Die Konzeption der Pressluftatmerhalterung erfordert allerdings ein absolut synchrones Anlegen der Atemschutzgeräte durch die drei Mann im Fond.“, erläutert Rouven Ginz. Da durch das neue Fahrzeugkonzept auch die Rüstwagen mit Seilwinden wegfallen, wurde an den Kommandowagen des Wehrleiters eine Anbauseilwinde mit einer Zugkraft von 50 kN nach vorne und 100 kN nach hinten angebaut. „Mit dem wendigen SUV kommen wir auch dort hin, wo die Rüstfahrzeuge bislang nicht mehr weitergekommen wären!“, sagt der stellvertretende Wehrleiter Jörn Trautmann und fügt augenzwinkernd hinzu, dass nicht mal Chuck Norris in der US-Serie „Walker-Texas Ranger“ ein vergleichbares Fahrzeug zur Verfügung gehabt hätte. Für den hauptamtlichen Gerätewart Hans-Martin Grünewald und seine beiden Kollegen, die ab Sommer in der neuen FTZ Rüdesheim für die Gerätewartung verantwortlich zeichnen, ist zudem die Beschaffung von drei Piaggio APE-Dreirädern mit Pritsche geplant, mit denen die Wege zwischen der FTZ und den Gerätehäusern der einzelnen Einheiten zurückgelegt werden sollen.

Als positiven Nebeneffekt des neuen Fahrzeugkonzeptes sieht Wehrleiter Vollmer, dass die Problematik mit den Führerscheinen nun endlich der Vergangenheit angehört. Denn die UKLF kann jedes der 650 aktiven Mitglieder der VG-Feuerwehr mit dem ganz normalen Pkw-Führerschein fahren. Vollmer wörtlich: „Ich freue mich wie ein kleines Kind beim Ostereiersuchen und bin mächtig stolz, dass wir hier bares Geld durch den Wegfall der teuren Lkw-Führerscheine sparen können!“

Ob und wie sich das neue Fahrzeugkonzept bewährt, wird sich zeigen. „Spätestens vor Weihnachten möchten wir eine erste Bilanz ziehen und gegebenenfalls die Wunschzettel der Wehren entsprechend schreiben!“ so Christian Vollmer abschließend.

 Text: Rouven Ginz, Wehrleiter-Stellvertreter

Bild: VG Rüdesheim

 

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit