Feuerwehr hautnah zum Anfassen und Mitmachen: Stützpunktfeuerwehr Rüdesheim feiert Tag der offenen Tür mit kleinen und großen Rüdesheimern und ehrt Martin Barth und Knut Klein für 25-jährigen aktiven Dienst in der Feuerwehr

Strahlende Kinderaugen, platschnass geschwitzte und abgekämpfte Familienväter und rundum zufriedene Gesichter bei den Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern gab es am Sonntag in Rüdesheim zu sehen. Die örtliche Wehr hatte im zweijährigen Rhythmus wieder zu ihrem Tag der offenen Tür in das Gerätehaus der Stützpunktfeuerwehr am Sportfeld eingeladen. Und auch in diesem Jahr war das Festwochenende, an dem sich das Team um Wehrführer Martin Barth der Öffentlichkeit präsentierte und die vielfältigen Aufgaben der Feuerwehr vorstellte, ein voller Erfolg. Einzig der Samstagabend trübte die Stimmung ein wenig, als ausgerechnet zu Beginn des Lampionfestes im Feuerwehrgarten kräftige Regenschauer niedergingen und den ein oder anderen Besucher lieber zu Hause auf der Couch verweilen ließen. Hartgesottene, die dem Regen trotzten, wurden dafür mit trockenen Sitzplätzen unter der Pergola und leckerer Pizza von Christian Hass aus Wöllstein belohnt.

Der Sonntag bot dafür Sonne satt. Bereits vor dem offiziellen Beginn des Tages der offenen Tür um elf Uhr hatten die ersten Gäste den Weg zum Gerätehaus gefunden, auch wenn der ein oder andere Besucher in der Annahme, dass die Feuerwehreinheit Rüdesheim auch mit in das neue Dienstleistungszentrum für Feuerwehr und Katastrophenschutz eingezogen sei und dort feiere, zum DLZ lief oder fuhr.

Ein Fest für Groß und Klein

Da der Tag der offenen Tür vor allen Dingen ein Fest für Groß und Klein sein sollte, bei dem die Kids ausgelassen spielen und toben und die Eltern und Großeltern ein paar gemütliche Stunden verbringen können, hatten die aktive Wehr und der Förderverein keine Kosten und Mühen gescheut. Für die Kids sorgte die Bambinifeuerwehr um Florian Wolf und seinem Team mit einem Wasserspiel für eine willkommene Abkühlung beim Zielspritzen mit der Kübelspritze. Hier war Geschicklichkeit genauso gefragt wie bei der Fahrt mit dem Pedalo, das die Jugendfeuerwehr um Jugendwart Martin Welker mit weiteren Spielgeräten vom Kreisjugendring organisiert hatte. Als Erinnerung gab es einen selbst gestalteten Button aus der Buttonmaschine. Großer Andrang herrschte bei Julia Barth und Yvonne von Bohr-Ginz beim Kinderschminken, wo die Jungs und Mädels Schlange standen, um eines der begehrten Schminktattoos auf den Arm gezaubert zu bekommen. Richtig ins Schwitzen kamen die Kinder auf der 18 Meter langen Hüpfburg, deren Parcours keine Langeweile aufkommen ließ.

Eine ganz wichtige Station betreute Berufsfeuerwehrmann und Rettungssanitäter Maik Pleines mit der Vorstellung des automatischen, externen Defibrillators (AED). Dieses lebensrettende Hilfsmittel findet sich, auch dank dem großartigen Engagement der Ortsgemeinden und ortsansässiger Firmen, mittlerweile in fast jeder Ortsgemeinde der VG Rüdesheim. Bei der Rüdesheimer Wehr gehört der AED zur Beladung des LF 16/12. Mit Hilfe einer Reanimations-Übungspuppe und eines Übungs-Defibrillators, den die DLRG-Ortsgruppe Bad Sobernheim um Christian Ley dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hatte, erläuterte der erfahrene Feuerwehrmann die lebensnotwendigen Schritte bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Viele Gäste nutzten die gute Gelegenheit, sich in die Bedienung des „Defis“ einweisen zu lassen.

Da Schwenker und Spießbraten mittlerweile zum Repertoire von vielen Speisekarten bei Sommerfesten gehören und die Rüdesheimer Wehr einmal etwas anderes zum Mittagessen anbieten wollte, nahm man gerne die Idee der Feuerwehr Allenfeld auf und bereitete in diesem Jahr Gyrosgeschnetzeltes zu. Und das Gyros kam genauso gut an wie die frischen Kartoffelchips, die Feuerwehrkamerad Luca Viehl mit rund 20 Kilogramm Kartoffeln mit der selbst gebauten Kartoffelchips-Schneidmaschine herstellte. Eine Salatbar rundete das Mittagsbuffet ab.

Alarm um die Mittagszeit

Was einige Besucher während des Mittagstischs anfänglich für eine Demonstration der Einsatzbereitschaft hielten, entpuppte sich als echter Alarm bei einem Zimmerbrand im benachbarten Hargesheim. Gemeinsam mit den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Hargesheim-Roxheim wurde der Brand bekämpft und ein mit einer Rauchvergiftung betroffener Hausbewohner erstversorgt. Auch das kann bei einem Tag der offenen Tür passieren. Für diesen Fall hatte Wehrführer Martin Barth vorgeplant und vorab eine feste Einsatzmannschaft eingeteilt, damit auch der Tag der offenen Tür nicht ins Stocken geriet.

Pünktlich zum offiziellen Teil um 14 Uhr waren die Einsatzkräfte wieder aus Hargesheim zurück. Der stellvertretende Wehrführer Rouven Ginz freute sich, neben den rund 400 Gästen des Tages der offenen Tür den ersten VG-Beigeordneten Heinz-Martin Schwerbel, der in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Markus Lüttger gekommen war, sowie den Wehrleiter der VG Rüdesheim, Christian Vollmer begrüßen zu dürfen. Auch dem anwesenden Ortsbürgermeister Jürgen Poppitz und dem ehemaligen VG-Bürgermeister Wolfgang Ginz galt ein herzlicher Willkommensgruß. Beide sind der Feuerwehr in der Orts- und Verbandsgemeinde eng verbunden. Rouven Ginz dankte auch Namen von Wehrführer Barth seinem motivierten und engagierten 40-köpfigem Rüdesheimer Team für die sensationelle Ausbildungs- und Einsatzbereitschaft und vergaß dabei nicht, die Ehefrauen und Partnerinnen und Familien in den Dank einzubeziehen, ohne die der ehrenamtliche Feuerwehrdienst nicht möglich ist.

Der Beigeordnete Heinz-Martin Schwerbel hob die Notwendigkeit der Rüdesheimer Stützpunktfeuerwehr im Brandschutz- und Hilfeleistungskonzept der VG Rüdesheim deutlich hervor und dankte der Wehr für ihre Leistungsfähigkeit. Im Anschluss beförderte der Beigeordnete Marina Scheuss zur Feuerwehrfrau und Markus Baum, Mirco Halterbeck und Charly Seckert zu Feuerwehrmännern. Deniz Kürük und die Brüder Maik und Tim Pleines tragen nun den Rang eines Oberfeuerwehrmannes. Felix Scherer wurde zum Hauptfeuerwehrmann befördert, Constanze Schurig ist nun Hauptfeuerwehrfrau. Jugendfeuerwehrwart Martin Welker erhielt aus den Händen des Beigeordneten die Beförderungsurkunde zum Löschmeister.

Silbernes Feuerwehrehrenzeichen für Martin Barth und Knut Klein

Seit über 25 Jahren sind zwei Führungskräfte der Rüdesheimer Wehr aktiv. Wehrführer Martin Barth entstammt ursprünglich der Feuerwehr der ehemaligen VG Bad Münster am Stein-Ebernburg. Vor mehr als 13 Jahren wechselte der Feuerwehrmann mit Leib und Seele nach Rüdesheim und führt seit 2013 gemeinsam mit Rouven Ginz sehr erfolgreich die Stützpunktfeuerwehr, seit 2016 als ihr Wehrführer. In diesen sechs Jahren konnte die Mannschaftsstärke von 21 auf aktuell 40 Aktive aufgestockt werden. Knut Klein ist Gruppenführer der Rüdesheimer Wehr und nimmt seit mehr als zehn Jahren die Aufgabe des Atemschutzgerätewartes wahr. In Anerkennung ihrer 25-jährigen pflichttreuen und aktiven Dienstzeit zeichnete Heinz-Martin Schwerbel den Wehrführer Martin Barth und Gruppenführer Knut Klein im Namen von Innenminister Roger Lewentz mit dem silberne Feuerwehrehrenzeichen aus.

Ein Mann und sein Löschgruppenfahrzeug

Bevor sich die Gäste die leckeren Kuchen bei einer Tasse Kaffee schmecken ließen, gab es für die großen Besucher „Feuerwehr zum Mitmachen“. Unter dem Motto „Es brennt und keiner ist da“ hatten Rouven Ginz, Maik Pleines, Tim Pleines und Felix Scherer eine Übung vorbereitet, bei der die Gäste selbst Hand anlegen sollten. Als Szenario wurde ein Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person simuliert. Das Problem dabei: Der Alarm ereilt die Wehr an einem Dienstagmorgen um viertel nach zehn – also zu einer Uhrzeit, an der die wenigsten Aktiven zur Verfügung stehen. Und das war in der Übung auch genauso gewollt. Mit Blaulicht und Martinhorn rückte das Löschgruppenfahrzeug an. Doch es stieg lediglich der Maschinist aus dem Fahrzeug aus. Die restliche Mannschaft war auf der Arbeit. Moderator Rouven Ginz machte den rund 150 Zuschauern deutlich, dass genau das jeden Tag passieren könne und nicht ausreichend Personal zur Verfügung stünde. Deshalb bat er aus den Reihen der Zuschauer um Freiwillige zur Unterstützung bei den Einsatzmaßnahmen. Vier Familienväter erklärten sich nach gezielter Ansprache spontan bereit, in die bereitgelegten Einsatzjacken zu schlüpfen, die Helme aufzuziehen und in den Einsatz zu gehen. Waschechte Feuerwehrmänner wurden ob der kurzen Alarm-Bermudas der „neuen Kameraden“ und der „Sicherheitsschuhe“, die mit Sicherheit nicht kaputt gehen, wenn etwas darauf fällt, bei den sommerlichen Temperaturen nahezu neidisch. Es sei an dieser Stelle versichert, dass die vier Probanden nur in nicht gefährdeten Bereichen eingesetzt wurden.

Die Aufgabe der Einsatzgruppe war die Rettung des eingeklemmten Fahrers. Hierzu unterbauten die Kameraden das Fahrzeug mit Keilen, körnten mit dem Federkörner die Seitenscheibe, um eine Zugangsöffnung zu schaffen und entfernten mit dem Spreizer die Fahrertür, damit der Rettungsdienst den Patienten versorgen kann. Schlussendlich durchtrennte das Team mit der Rettungsschere die Säulen, um das Dach gemeinschaftlich abnehmen zu können. Mit einem Spineboard wurde der Patient aus dem Fahrzeug befreit. Sichtlich geschafft und nass geschwitzt, aber doch beeindruckt von der Kraft der hydraulischen Rettungsgeräte und den Einsatzmöglichkeiten der Feuerwehr hatten die vier Männer ihren Spaß an der Übung. Den Hilfeleistungseinsatz honorierten die Zuschauer mit einem großen Applaus für die vier Freiwilligen. Rouven Ginz dankte den Männern, dass sie die Übung mitgemacht haben und verband den Dank mit der Hoffnung, dass der ein oder andere Zuschauer „Blut an der Feuerwehr“ geleckt habe, auch wenn bei der Übung kein Blut geflossen sei. Ein herzliches Dankeschön galt auch Frank Haubrich aus Roxheim, der sein ausgedientes Fahrzeug der Feuerwehr für Übungszwecke zur Verfügung gestellt hat.

Im schattigen Feuerwehrgarten klang der Tag der offenen Tür gemütlich aus.

Text: Rouven Ginz, Pressesprecher Feuerwehr VG Rüdesheim

Bilder: Feuerwehr Rüdesheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit