Analysieren, Messen, Dokumentieren: Gefahrstoffmesseinheiten des Landkreises Bad Kreuznach trainieren einen Tag lang für Gefahrstoffunfälle

Schaut man sich mal im eigenen Haushalt oder in der Heimwerkstatt im Keller oder der Garage um, wird man sicherlich schnell auf das ein oder andere Mittelchen wie Pinselreiniger, Rohrfrei oder ein lapidar anmutendes Konzentrat für die Scheibenwischanlage des Autos stoßen. Packt man alle Reinigungsmittel, Öle, Farben und Lacke, die sich in Heim und Garage so finden lassen, zusammen, hat jeder von uns schnell ein „kleines Gefahrgutlager“ zu Hause. Ein genauer Blick auf die Beschreibung und Beipackzettel lohnt sich immer, denn meist finden sich auf der Rückseite der Behältnisse Hinweise zum Gebrauch und auch wichtige Gefahrensymbole, die helfen können, Unfälle und Verletzungen zu vermeiden.

Mit weitaus größeren Gebinden jenseits der haushaltsüblichen Größen können es die Feuerwehren zu tun bekommen, wenn beispielsweise ein Tanklastzug auf der B 41 verunglückt oder in einem Industriebetrieb Gefahrstoffe austreten. Dann sind in aller Regel die Spezialisten des Gefahrstoffzuges des Landkreises Bad Kreuznach gefragt, die mit ihrer fundierten Ausbildung und speziellem Equipment die örtlichen Einsatzkräfte bei der Bewältigung der Einsatzlage unterstützen und auch tätig werden.

Der Gefahrstoffzug ist dezentral in mehreren Teileinheiten über das Kreisgebiet verteilt. So ist gewährleistet, dass das Personal des Gefahrstoffzuges mit den notwendigen Einsatzmitteln in der vorgegebenen Zeit jede Ecke des rund 864 Quadratkilometer großen Gebietes erreichen kann. Dabei ergänzen sich die Teileinheiten in der Regel und treffen sich im „Rendezvous-System“ an der Einsatzstelle. Die Feuerwehr der Verbandsgemeinde Rüdesheim stellt dabei eine von zwei Gefahrstoffmesseinheiten im Landkreis Bad Kreuznach, das Personal rekrutiert sich aus mehreren Feuerwehreinheiten der VG. Stationiert ist die Gefahrstoffstaffel mit einem Gerätewagen-Messtechnik (GW-Mess) bei der Stützpunktfeuerwehr Wallhausen. Der zweite GW-Mess ist bei der Feuerwehr der Stadt Kirn im Westen des Kreises beheimatet und wird von einem gemeinsamen Team der Feuerwehren Stadt Kirn und der VG Meisenheim betrieben.

Am vergangenen Samstag führten die beiden Messeinheiten eine gemeinsame Ganztagesausbildung in Wallhausen durch. Peter Kurz, Leiter des Gefahrstoffzuges im Landkreis Bad Kreuznach und Teileinheitsführer der VG-Gefahrstoffstaffel, und Rainer Kurz, stellvertretender Teileinheitsführer, hatten ein umfangreiches Ausbildungsprogramm zusammengestellt.

Peter Kurz konnte morgens um acht Uhr 12 Teilnehmer aus den Verbandsgemeinden Rüdesheim und Meisenheim sowie der Stadt Kirn begrüßen. Einem einstündigen Theorieblock folgte ein gemeinsames Frühstück, bevor in der anschließenden Stationsausbildung das An- und Ablegen von Chemikalienschutzanzügen (CSA) auf Zeit und das Vorgehen bei einem CSA-Notfall trainiert wurde. Ein weiteres Ausbildungsziel war es, den Gerätewagen-Messtechnik mit seinen Gerätschaften für den Gefahrstoffmesseinsatz einsatzbereit zu machen. Das Fahrzeug führt nicht nur Schutzausrüstung und hochsensible Messgeräte für den Nachweis von A- und C-Gefahren mit, sondern kann auch sowohl für Messfahrten mobil eingesetzt werden oder an der Einsatzstelle einen festen Standort beziehen. Für diesen Fall übte die Mannschaft den Aufbau des Wetterschutzzeltes, unter dem die Einsatzkräfte die Schutzausrüstung anlegen können. Auch die Inbetriebnahme der Wetterstation gehörte zur Übungsaufgabe.

Vor der Mittagspause hatte dann ein Messtrupp unter CSA den Auftrag, einen „gefährlichen Stoff“, in diesem Fall Scheibenwischwasserkonzentrat zu analysieren, Gefahrstoffmessungen vorzunehmen und die Messergebnisse zu dokumentieren. Die gemachten Feststellungen wurden per Funk an den Einsatzleiter weitergegeben. Im Mess- und Funkraum des GW-Mess erfolgte anschließend die Einholung weiterer Informationen zum Gefahrstoff und den möglichen Gefahren.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen folgte eine realistische Einsatzübung „Gefahrgut“. Als Vorbild für die Übungslage diente ein nicht alltäglicher, aber dennoch nicht auszuschließender Einsatz vor einigen Jahren. Damals wurde in der Wohnung eines Terroristen in einem Mehrfamilienhaus ein umfangreiches Gefahrstofflager entdeckt. Die Chemikalien waren unter anderem geeignet, Sprengsätze zu bauen. Mehrere Feuerwehren waren seinerzeit mehr als vier Tage lang damit beschäftigt, dass „Lager“ zu sichten und die Chemikalien fachgerecht zu entsorgen.

Ziel dieser Einsatzübung war es, den Gefahrenbereich zu sichten und abzusperren sowie die verschiedenen Gefahrstoffe, die in diversen Gebinden in einem Raum verstreut herum lagen, zu analysieren und Messungen vorzunehmen.

In der Nachbesprechung wurden die getroffenen Maßnahmen erörtert und ausgewertet. Mit dem Ablauf der Ganztagesausbildung zeigten sich sowohl die Ausbilder als auch die Teilnehmer sehr zufrieden. Nach dem gemeinsamen Aufräumen endete ein lehrreicher Ausbildungstag.

Text: Rouven Ginz, stellvertretender Wehrleiter/Pressesprecher Freiwillige Feuerwehr VG Rüdesheim

Bilder: Feuerwehr VG Rüdesheim

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit