Alarm im Gemüsegärtchen: Freiwillige Feuerwehr der Verbandsgemeinde Rüdesheim versorgt Einsatzkräfte künftig mit Obst und Gemüse aus eigenem Anbau

Bei 268 Einsätzen standen die 600 Feuerwehrleute in der VG Rüdesheim im Rekordjahr 2018 ihre Frau und ihren Mann.  Mehrere Brände in Gebäuden mussten unter Atemschutz bekämpft werden, Menschen aus verunfallten Fahrzeugen befreit werden und zahlreiche Keller nach Unwettern ausgepumpt werden. Oft waren es kräftezehrende Einsätze, bei denen die Aktiven an ihre Leistungsgrenzen gelangten.

Die körperliche Fitness ist bei Feuerwehrleuten daher das „A und O“. Und zu einem fitten Körper gehört neben regelmäßiger Bewegung selbstverständlich auch eine gesunde Ernährung. Die Auswertung einer Umfrage unter den Feuerwehrfrauen und -männern in den 32 Ortsgemeinden zu ihren Ernährungsgewohnheiten brachte erschreckende Ergebnisse ans Tageslicht: Mehr als die Hälfte der Aktiven ernährt sich falsch. Gründe hierfür sind unter anderem zu wenig Zeit für das tägliche und richtige Kochen und der häufige Genuss von Fastfood. Selbst das Frühstück kommt bei vielen zu kurz oder fällt ganz aus. Mit ganz schlechtem Beispiel gehen hier übrigens die Mitglieder der Wehrleitung voran. So dachte der erste stellvertretende Wehrleiter Rouven Ginz bislang, dass zu einem ausgewogenen Frühstück das tägliche Stück Hefezopf mit daumendickem Nussnougatcremebelag genauso dazu gehört wie ein neuer Kombi zu einem neuen Einfamilienhaus. Doch weit gefehlt. Was Ginz bereits seit Monaten von seiner Arbeitskollegin Ariane B. gepredigt bekommt, legte ihm der VG-Feuerwehrarzt nun schwarz auf weiß vor: Zu viel Zucker belastet den Körper und birgt große Gefahren für Krankheiten. Bei Wehrleiter Christian Vollmer und seinem zweiten Stellvertreter Jörn Trautmann brachte die Auswertung neben einer unausgewogenen Ernährung auch noch mangelnde Bewegung zu Tage. Unbestätigt sind bislang Gerüchte, dass die Wehrleitung in den vergangenen Wochen mehrfach in der Kleiderkammer des neuen Dienstleistungszentrums für Feuerwehr und Katastrophenschutz (DLZ) in der Rüdesheimer Nahestraße gesehen wurde um sich mit neuer passender Schutzausrüstung ausstatten zu lassen.

Bürgermeister Markus Lüttger traf das Ergebnis der Umfrage wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Nahezu konsterniert äußerte sich der oberste Feuerwehrchef. „Ich bin völlig fassungslos! Wir entlasten das Ehrenamt durch das Hauptamt, errichten in interkommunaler Zusammenarbeit mit der VG Stromberg und dem Landkreis Bad Kreuznach das landesweit bisher einmalige DLZ und gehen mit einem neuen gemeinsamen Gerätehaus für Hargesheim, Roxheim und die Führungsstaffel zukunftsweisende Wege, wir bieten Heißbrandausbildung und freien Eintritt in die Schwimmbäder der VG an und dann soll es an der gesunden Ernährung für unsere ehrenamtlichen Feuerwehrleute scheitern? Nicht mit mir!“ Noch am selben Tag lud er die Wehrleitung in die VG-Verwaltung ein.  Ergebnis des Gesprächs: die Wehrleitung hat den Auftrag erhalten, bis zum 1. April 2019 eine Projektgruppe „Obst und Gemüse“ (ObuGe) einzurichten, die sich mit dem Thema „gesunde Ernährung für Feuerwehrleute“ befasst. Zum Projektleiter wurde Rouven Ginz berufen, da er augenscheinlich den höchsten Body-Mass-Index, kurz BMI, des Wehrleitungstrios hat. Als Fachmann für den Gartenbau holte er den Brandmeister Oliver Kien in sein „ObuGe“-Team. Kien ist ausgewiesener Gartenbauexperte und hat schon mehrfach die Außen- und Grünanlagen von an der Gartenarbeit verzweifelten Feuerwehrangehörigen aus Norheim und Rüdesheim auf Vordermann gebracht.

Nach Gesprächen mit Ernährungsberatern wurde der Arbeitsgruppe schnell klar, dass Obst und Gemüse die wichtigsten Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung sind. Und es wurde auch deutlich, dass die Aktiven hierfür nicht selbst sorgen sollen. Die Lösung ist denkbar einfach: Die Feuerwehr der VG Rüdesheim baut Obst und Gemüse zukünftig selbst an, und zwar auf den Feuerwehrgrundstücken. Die Nahrungsmittel werden den Wehrleuten und deren Familien kostenlos zur Verfügung gestellt. Für die Auslieferung in den einzelnen Ortsgemeinden zeichnen die hauptamtlichen Gerätewarte des DLZ verantwortlich. Hans-Martin Grünewald, Thomas Thilmann und Patrick Volk werden mit einem noch zu beschaffenden Kühlanhänger dafür sorgen, dass das Obst und Gemüse frisch zu den Feuerwehrfamilien kommen. Mehrfach pro Woche werden die Gemeinden angefahren. Dabei werden selbstverständlich Synergien genutzt, da die Gerätewarte sowieso in den Gemeinden unterwegs sind, um beispielsweise Atemschutzgeräte zur Prüfung abzuholen.

„Wir verzichten künftig bei Neubauten einfach auf die „Kunst am Bau“ und kultivieren die Flächen für die Vitamine.“, erläuterte ein zufrieden dreinschauender Wehrleiter-Stellvertreter Rouven Ginz, als er am Wochenende im Beisein von Oliver Kien die Rabatte am neuen Dienstleistungszentrum in schweißtreibender Arbeit für die erste Bepflanzung vorbereitete. Spinat soll übrigens die vorrangige Gemüsesorte sein, die dort angebaut wird, da grade das Blattgemüse mit seinem hohen Anteil an Vitaminen, Mineralien und Eiweiß unter anderem bei Tragehilfen für den Rettungsdienst bekanntlich für ordentlich Power in den Armen sorgt.

Bürgermeister Markus Lüttger und Wehrleiter Christian Vollmer, der im Hauptberuf der Büroleiter der Rüdesheimer Verwaltung ist, denken auch schon wieder einen Schritt weiter. Denn wenn sich das „ObuGe“-Projekt positiv entwickelt, könnten sich beide sogar vorstellen, die Vollsortimenter und Discounter im VG-Gebiet mit frischer Ware zu beliefern.

Text: Rouven Ginz, Projektleiter „ObuGe“

Bild: Projektgruppe „ObuGe“

Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit